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Diese Woche neu im Kino

Im Prinzip Familie (Deutschland 2024)

Über mehrere Jahre hat Regisseur Daniel Abma den Alltag einer Wohngruppe für knapp vorpubertäre Jungen begleitet. Im Dokumentarfilm, der aus dem Material entstanden ist, fokussiert er sich auf die Geschichte zweier Jungen. Beide sind Söhne von alleinerziehenden Müttern, die selbst schwere Herausforderungen zu bewältigen haben. Die Söhne kämpfen als Folge der dysfunktionalen Familiensituation mit psychischen Problemen, dennoch wünschen sie sich zu ihren Familien zurückzukehren. Zärtlich beobachtend zeigt der Film Aufbrüche, Rückschläge, Tobsuchtsanfälle und offene Gespräche. Ein starkes Plädoyer für verantwortungsvolle Pädagogik und die unterschätzte Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern.

Regie und Buch: Daniel Abma. Länge: 91 Min. FSK: ohne Beschränkung. FBW: ohne Angabe. Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit. (epd)

Akiko – Der fliegende Affe (Deutschland 2024)

Akiko ist ein kleiner Affe in einem Minizoo, der von seinem Großvater erfährt, dass seine Familie im Wald gefangen und in den Zoo verschleppt wurde. Als eines Tages zufällig ein Modellflugzeug in seinem Gehege landet, flieht Akiko mit dem Ziel, seine Familie aus dem Zoo zu befreien. Es beginnt eine Odyssee durch die Stadt, bei der ein Adler, ein Waschbär, ein Frettchen und ein Chamäleon helfen. „Akiko“, der jüngst mit dem Deutschen Filmpreis als bester Kinderfilm ausgezeichnet wurde, punktet mit seinem Ideenreichtum und der liebevollen Gestaltung, die weniger auf Realismus, sondern auf Fantasiereichtum mit computeranimierten Elementen setzt. Abzüge gibt es durch die arg überdosierten Albernheiten und die doch etwas platte und naive Botschaft am Ende.

Regie und Buch: Veit Helmer. Mit: Heike Makatsch, Meret Becker, Benno Fürmann, Areß Kloß, Kai Ehlers. Sprecher: Nellie Thalbach, Pierre Besson, Daniel Zillmann, Daniel Welbat. Länge: 70 Min. FSK: keine Beschränkung. FBW: ohne Angabe. (epd)

Chaos und Stille (Deutschland 2024)

Klara (Sabine Timoteo) kündigt ihren Job, räumt ihre Wohnung, erlässt ihren Mietern, einem jungen Paar, die Miete und beschließt fortan, auf dem Dach des Mehrfamilienhauses zu leben – und nicht mehr zu sprechen. Dieser Rückzug aus gesellschaftlichen Konventionen ruft ganz unterschiedliche Reaktionen hervor. Die einen sehen sie als Heilsbringerin in einer orientierungslosen, von Lärm und Hektik zersetzten Gesellschaft, die anderen als Gefahr. Ohne narrative Stringenz entwirft Anatol Schuster ein ungewöhnliches Gesellschaftsdrama. Die vagen, essayistischen Bilder sind dabei einerseits sperrig, entwickeln aber zugleich eine unglaublich faszinierende Atmosphäre.

Regie und Buch: Anatol Schuster. Mit: Sabine Timoteo, Anton von Lucke, Maria Spanring, Michael Wittenborn, Eric Lenke. Länge: 83 Min. FSK: ab 12. FBW: ohne Angabe. (epd)

The Ugly Stepsister (Norwegen/Dänemark/Rumänien/Polen/Schweden 2025)

Elvira (Lea Myren) hat genug vom Dasein im Schatten ihrer bildhübschen Stiefschwester Agnes (Thea Sofie Loch Næss) und möchte endlich dem begehrten Prinzen Julian (Isac Calmroth) gefallen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht. Sie lässt sich ihre Zahnspange herausreißen, die Nase brechen, falsche Wimpern einnähen und schluckt einen Bandwurm. Die norwegische Regisseurin Emilie Blichfeldt verwandelt in ihrem Spielfilmdebüt das Aschenputtel-Märchen in einen brutalen Body-Horror-Film und exerziert den absurden Leitsatz „Wer schön sein will, muss leiden“ ganz wortwörtlich in seinen Extremen durch. Mit satirischer Überspitzung kritisiert der Film damit die Auswüchse von Schönheits- und Jugendwahn und die oftmals von Männern definierte, weibliche Körperwahrnehmung.

Regie und Buch: Emilie Blichfeldt. Mit: Lea Myren, Thea Sofie Loch Næss, Ane Dahl Torp, Flo Fagerli, Isac Calmroth. Länge: 105 Min. FSK: ab 16. FBW: ohne Angabe. (epd)