Diese Woche neu im Kino

Andrea lässt sich scheiden (Österreich 2024)

Österreichs erfolgreichster Kabarettist Josef Hader ist mit seinem zweiten Film zurück. Scheidungen können unschön werden – eine Binsenweisheit. Die Polizistin Andrea lebt in der niederösterreichischen Pampa und beschließt, sich scheiden zu lassen. Sie ist nach einer Geburtstagsfeier auf dem Weg nach Hause, als ihr der Verflossene auf der Landstraße vors Auto läuft. Völlig durcheinander begeht Andrea Fahrerflucht. Sie hat Glück im Unglück: Der Religionslehrer Franz bekennt sich zur Tat. Fortan versucht Andrea, ihre Spuren zu verwischen, während Franz nach fünf Jahren wieder anfängt, zu trinken und vom Dorf gemieden wird. Ein melancholisch-schwarzhumoriger Film, der zeigt, wie schwer es ist, das „Richtige“ zu tun.

Regie: Josef Hader. Buch: Josef Hader, Florian Kloibhofer. Mit: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Robert Stadlober, Thomas Schubert, Branko Samarovski, Thomas Stipsits. Länge: 90 Minuten FSK: ab 6 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe. (epd)

Morgen ist auch noch ein Tag (Italien 2023)

Der Film der Moderatorin und Schauspielerin Paola Cortellesi erzählt eine Frauengeschichte im Nachkriegsitalien. Delia leidet unter ihrem gewalttätigen Mann Ivano. Als sie einen geheimnisvollen Brief erhält, ist klar: keiner darf vom Inhalt erfahren – vor allem nicht ihr Mann. Das Patriarchat hat Ivano schon früh gelehrt: Frauen braucht man(n) nicht zu respektieren. Delias Tochter findet, die Mutter solle sich das nicht gefallen lassen, steckt aber selbst in einem Konflikt: Heirat oder Ausbildung. Der Film, in Italien ein Kassenschlager, besticht durch eine an den Neorealismus angelehnte Schwarzweißfotografie, die Schilderung weiblichen Alltags und ein lebensbejahendes Finale – der Anspruch auf Selbstbestimmung wird zwangsläufig zum Akt der Rebellion.

Regie: Paola Cortellesi. Buch: Furio Andreotti, Giulia Calenda, Paola Cortellesi. Mit: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 12 Jahren, ff. FBW: ohne Angabe. „Morgen ist auch noch ein Tag“ ist Film des Monats April der Evangelischen Filmjury. (epd)

Ich Capitano (Italien/Belgien/Frankreich 2023)

Seydou (Seydou Sarr) lebt mit seinem Cousin Moussa vor Dakar im Senegal. Die beiden schuften hart, um etwas Geld zu sparen, mit dem sie sich den Weg durch Libyen finanzieren wollen, den viele Flüchtende nehmen. Die beiden brechen allerdings nicht aus Not auf – sie träumen von einer Karriere als Popmusiker in Europa. Obwohl Seydous Mutter dagegen ist, machen die Jungen sich auf – nicht ahnend, was auf sie zukommt. Der Regisseur siedelt das Thema Migration am Nullpunkt an und nicht wie so oft erst mit der Ankunft in Europa. Orientiert an Erzählungen von Geflüchteten, umgeht der Film dabei gekonnt die bekannten Nachrichtenbilder von überfüllten Schlepperbooten im Mittelmeer. Ein Film über zwei Jungs, die für eine bessere Zukunft loszogen. Aber zu welchem Preis?

Regie: Matteo Garrone. Buch: Matteo Garrone, Massimo Gausioso, Massimo Ceccherini, Andrea Tagliaferri. Mit: Seydou Sarr, Moustapha Fall, Issaka Sawadogo, Bamar Kane. Länge: 121 Minuten FSK: keine Angabe. FBW: ohne Angabe. (epd)

Omen (Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande, Südafrika, Demokratische Republik Kongo 2023)

In seinem Regiedebüt erzählt der Ex-Rapper Bajoli vier Geschichten über Identität im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Da ist Koffi, der nach langer Zeit im Ausland in den Kongo zurückkehrt, wo er geboren wurde. Da ist seine daheim gebliebene, progressiv denkende Schwester, da ist ein jugendlicher Dealer, der pinkfarbene Röcke trägt. Und schließlich geht es um Koffis Mutter, die ihren Sohn seit seiner Geburt für verflucht hält. Baloji nähert sich seinem Stoff intuitiv, mit Mut zum erzählerischen Experiment und gelungener Musik – ein Film, der Lust auf mehr von diesem Regisseur macht.

Regie: Neo Sora. Mit: Marc Zinga, Yves-Marina Gnahoua, Marcel Otete Kabeya. Länge: 92 Minuten FSK: ab 12 Jahren. FBW: ohne Angabe. (epd)