Soziologe Mau für Bürgerräte in Ostdeutschland

Der Berliner Soziologe Steffen Mau schlägt die Einführung von Bürgerräten in Ostdeutschland vor. Im Osten Deutschlands gebe es in Teilen eine andere Idee von demokratischer Mitwirkung, sagte Mau der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag). Die Parteien seien „strukturelle Schwächlinge“ geblieben und könnten so ihrer Funktion nicht gerecht werden, die politische Willensbildung zu organisieren. Mau ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

„Wir sollten uns öffnen für neue, andere, auch ungewöhnliche Demokratieformen“, sagt Mau der Zeitung. Nachgedacht werden müsse jetzt über alternative Formen der Partizipation: „Nicht als Ersatz für die Parteiendemokratie, sondern als eine Art Frischluftzufuhr. Als eine Art Wiederbelebung.“

Mit Blick auf die Europawahlen, bei denen die AfD am vergangenen Sonntag fast in ganz Ostdeutschland stärkste Kraft geworden ist, attestierte Mau zwei „völlig unterschiedliche Muster beim Wahlverhalten“. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im Herbst steuere die Republik auf eine Weggabelung zu: „Wir laufen möglicherweise in völlig unterschiedliche Parteiensysteme in Ost und West hinein“, sagte Mau.