Die „Trecker-Weihnacht“ von Stuhr

Wenn die Gläubigen nicht in die Kirche kommen können, kommt der Pastor eben zu ihnen. Die Corona-Pandemie hat vielerorts neue Gottesdienstformen hervorgebracht, zum Beispiel eine Trecker-Predigt zu Heiligabend in Stuhr bei Bremen.

Trecker-Freunde: Pastor Robert Vetter (l.) und Matthias Röpe, Vorsitzender des Erntevereins.
Trecker-Freunde: Pastor Robert Vetter (l.) und Matthias Röpe, Vorsitzender des Erntevereins.Kirchengemeinde Stuhr

Stuhr, Kr. Diepholz. Pastor Robert Vetter aus Stuhr bei Bremen hat aus der Corona-Not eine Tugend gemacht: An Heiligabend startet der Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde im zweiten Jahr in Folge seine „Trecker-Weihnacht“. Weil das Gespann aus Trecker und Wagen, das 2020 an Heiligabend auf öffentlichen Plätzen Station machte, sich so großer Beliebtheit erfreute, folgt am Freitag, 24.Dezember, die Neuauflage. „Wir hatten uns schon im Sommer dafür entschieden“, sagt Vetter. So wird er erneut vom Wagen des Erntevereins Altstuhr herab die Geburt Jesu Christi verkünden.

Auf einem Parkplatz, einer Schulwiese, einer Bauernwiese und an einem Spielplatz werden ihm vermutlich bis zu 700 Besucher lauschen. „Das sind mehr, als wir sonst mit unseren drei Heiligabend-Gottesdiensten in der Kirche erreicht haben“, erläutert der Pastor. Neben denen, die sich anmelden müssten, erreiche er auch etliche Menschen, die sich außerhalb der abgesperrten Bereiche dazugesellten. Manche hätten im vergangenen Jahr von einem entfernteren Deich aus zugehört. Andere hätten ihm berichtet: „Wir konnten dich zwar nicht sehen, aber gehört haben wir dich.“

So entstand die Idee

Die Idee für die Trecker-Weihnacht sei ihm aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln gekommen, erzählt Vetter. „In unserer mittelalterlichen Kirche hätten wir an Heiligabend maximal 40 Personen unterbringen können. Hätten wir die Plätze verlosen sollen?“ Das kam nicht infrage. Also habe er sich gedacht: „Da müssen wir wohl einfach durch die Gegend fahren und draußen Gottesdienst feiern.“

Schon im vergangenen Jahr predigte Pastor Vetter vom Trecker
Schon im vergangenen Jahr predigte Pastor Vetter vom TreckerKirchengemeinde Stuhr

Der Ernteverein Altstuhr half mit Trecker und Wagen. Der Vorsitzende Matthias Röpe setzte sich ans Steuer des grasgrünen Traktors. Der angehängte Wagen, mit Holzhaus und kleiner Veranda ausgestattet, war eigentlich für den coronabedingt abgesagten Bremer Freimarkt-Umzug gedacht. Auch in diesem Jahr ist er wieder mit Tannengrün, rot-goldenen Schleifen und Lichterketten verziert.

Auf die Weihnachtsstimmung in ihrer Pankratiuskirche müssen die Gläubigen auch unter freiem Himmel nicht ganz verzichten. Das Glockengeläut und der Gesang der beiden Chorleiter werden von einer eigens aufgenommenen CD abgespielt. Selbst den Altar hat Vetter dabei – als Foto auf einem vier Quadratmeter großen Messeaufsteller. Daneben stehen Krippenfiguren aus LED-Lichterketten.

Ablauf genau geplant

Die Trecker-Weihnacht startet um 14.30 Uhr. Die Abläufe hat der Pastor minutiös geplant. „Ein Trecker ist schließlich kein D-Zug“, sagt er. Kommen dürfe jeder – auch, wer nicht geimpft sei. Abstandsregeln und Maskenpflicht seien natürlich einzuhalten, zudem müssten sich Besucher registrieren. Zum Schluss mach Vetter neugierig auf den Gottesdienst: „In meiner Predigt geht es um 5G. Wer wissen will, was das ist, muss zur Trecker-Weihnacht kommen.“ (epd)