Menschen sind keine Superhelden – kaum jemals können sie mit einer einzigen Handlung den Lauf der Welt verändern. Doch viele überschätzen den eigenen Einfluss. Eine Alltagsübung kann dagegen helfen.
Manche Menschen laden sich immer wieder zu viel auf; sie spüren geradezu einen Drang, Verantwortung zu übernehmen. Wer zu sogenannter Überverantwortung neigt, überschätzt auch schnell den eigenen Einfluss auf den Lauf der Dinge, erklärt der Psychologe Nils Spitzer. In seinem Buch “Krank vor Verantwortung?” gibt er Tipps, wie es gelingen kann, sich davon zu distanzieren.
So einprägsam wie einfach ist als Einstiegsübung das Tortendiagramm. Mit einem Beispiel aus eigenen Alltagssituationen kann man sich damit selbst verdeutlichen, wie der eigene Einfluss wirklich aussieht:
1. – etwa: Jemand stürzt über Kleidungsstücke, die auf der Treppe liegen gelassen werden, trotz wiederholter Ermahnungen der Mutter.
2. : Die Frage, die man sich zunächst spontan stellen sollte, lautet im Beispiel: Wie viel Verantwortung tragen Sie, wenn wirklich jemand stürzt und sich verletzt?
3.
4. , die mit Sturz und Verletzung zusammenhängen: man selbst; aber auch etwa andere Haushaltsmitglieder; die Person, der die Klamotten auf der Treppe gehören; die Person, die gestürzt ist; die Baufirma
5. , die diese Beteiligten jeweils hatten. Die entscheidende Frage lautet für Spitzer: “Wieviel bleibt als Rest für Sie selbst am Ende prozentual überhaupt noch übrig?” Das werde “mal mehr, mal weniger” sein. In seiner Modellrechnung kommt er auf 15 Prozent – während der Liegenlasser 50 Prozent der Verantwortung übernehmen muss, die Baufirma, die rutschiges Material verlegt hat, fünf Prozent, die ausgerutschte Person zehn Prozent und alle anderen Haushaltsmitglieder jeweils fünf Prozent.
6. dieser Einfluss-Anteile in das Diagramm
Es gehe nicht darum, sich selbst von jeglicher Verantwortung freizusprechen, betont der Autor. “Wichtiger ist, sich darauf aufmerksam zu machen, dass Verantwortung fast immer viele Ursachen hat.”
Filmhelden könnten mit einem einzigen Schwerthieb, einem Zauberspruch oder durch unerschütterlichen Kampfgeist die Welt retten: “Wir sind ständig umgeben von Figuren, die uns anleiten, die eigene Handlungsfähigkeit zu überschätzen”, sagt Spitzer. Dagegen sei es auch eine Übung in Demut, sich klarzumachen, wie viele Menschen etwa an dem Brot beteiligt waren, das man soeben gekauft habe, oder dazu beitrügen, dass man mit dem Bus zur Arbeit fahren könne.