Die Starfish Singers von Norderney: Ein Chor wie ein Überraschungsei

Das Singen im Gospelchor von Norderney ist wie ein Überraschungsei, sagen seine Mitglieder. Denn hier werden drei Dinge geboten: Bewegung, Singen und Auswendiglernen. Und Spaß ist auch dabei.

Wenn der Norderneyer Gospelchor auftritt, kommt es vor, dass das Publikum auf den Kirchenbänken steht.
Wenn der Norderneyer Gospelchor auftritt, kommt es vor, dass das Publikum auf den Kirchenbänken steht.Verena Leidig

„Nirgendwo kann man besser singen lernen als in diesem Gospelchor. Man lernt Rhythmen und die Stimme gegen andere zu halten“, sagt Sibylle Kirpeit-Wessels. Die Norderneyerin ist seit Anfang an Sängerin bei den Norderneyer Starfish Singers, also seit 20 Jahren. 2023 hat der Insel-Gospelchor seinen 20. Geburtstag mit sieben Jubiläumskonzerten gefeiert: 2003 hatte der damalige Kantor Marc Waskowiak einen Gospelworkshop angeboten, zu dem sich 36 Sänger und Sängerinnen anmeldeten – und dabeiblieben.

Das war der Start der Seestern-Sänger. Zu der Zeit gab es auf Norderney mit dem Orgelneubau ein wichtiges Projekt. Zusammen mit anderen Chören, in unzähligen Initiativen, in Konzerten und mithilfe vieler Sponsoren konnte die neue Orgel finanziert werden. Dieses Projekt und viele Konzerte, Chorreisen und Proben haben den Gospel-Chor zusammengeschweißt.

2019, kurz vor Corona, trat Gudrun Fliegner die Nachfolge von Waskowiak an. Sie übernahm die Chöre der Insel und auch die Starfish Singers – und es ist ihr gelungen, die Chöre durch die Corona-Zeit zu halten und wieder aufzubauen.

Freundlich, aktiv und selbstbewusst

Zusätzlich hat Fliegner für Gäste eine Insel-Gospelchorwoche entwickelt, die im Herbst zum dritten Mal stattfindet. Für 2024 sind fünf Konzerte in der Inselkirche sowie eine Wochenendfahrt mit Konzerten in Bagband und Leer geplant.

Der Gospel-Chor habe ein sehr klares Profil und sei „freundlich, aktiv und selbstbewusst“, sagt Fliegner. Die Stärke des Chores sei die Kommunikation untereinander, die gute Bühnenperformance und das individuelle Verhalten aller.

Das Repertoire sei geprägt von den führenden europäischen Gospelchören und bestehe aus Modern Gospel mit einem Setting mit Band, Solo und Chor, erklärt die Chorleiterin. Dass die Lieder auswendig gesungen werden, sei besonders für neue Mitglieder anspruchsvoll. Zwar übt der Chor nach Noten, aber nicht alle seien damit vertraut. Neue Lieder singt Fliegner in der Probe vor und der Chor singt nach. Und mit den Selbstlernvideos, die Fliegner zu fast jedem Song erstellt, können die Chormitglieder zuhause üben.

Das Publikum steht auf den Kirchenbänken

Der Chor besteht derzeit aus 23 Sopränen und 16 Altsängerinnen. Dazu kommen drei Männer: zwei Bässe und ein Tenor. Im Tenor singen zudem drei bis vier Frauen. Natürlich wäre es schöner, wenn es mehr Männer im Chor gebe, sagt die 48-Jährige. Aber der Männermangel sei nicht ihre größte Sorge, sondern eher der Nachwuchs.

Die „Starfish Singers“ singen vierstimmig und treten mit Band auf – Klavier, Schlagzeug und Bass – und sie singen mit Einzelmikrofonen, was einen „super Klang“ ergebe, sagt Fliegner. Da auf die Insel stets neue Gäste kommen, kann der Chor das gleiche Programm mehrmals aufführen. Dadurch könnten sich die Songs entwickeln und der Chor und die Solosänger treten jedes Mal lockerer auf.

„Diese 1A-Musikerin holt alles aus uns raus“, schreibt der Chor über Fliegner. Das bestätigt Bettina Gummert. Sie ist seit einem Jahr dabei und liebt die Herausforderung und das abwechslungsreiche Repertoire, das „von 2000 und nicht von 1786“ sei. Chorsängerin Kirpeit-Wessels erklärt: „Das Singen im Gospelchor ist wie ein Überraschungs-Ei: Man übt drei Dinge auf einmal – Bewegung, Singen und Auswendiglernen.“ Die Lieder seien so fetzig, dass das Publikum am Ende der Konzerte auf den Kirchenbänken stehe.