Die Quelle der Liebe

Über Gottes Segen schreibt Pastor Lutz Krügener. Er ist Beauftragter für Friedensarbeit der Landeskirche Hannovers.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „…ich will dich segnen… du sollst ein Segen sein!“ 1. Mose 12, 2
„Geh los! Weg aus deinem Land, deiner Verwandtschaft, deinem Elternhaus!“ Was für eine Zumutung Gottes an Abram. Er musste schon einmal weg, aus Ur, nun hatte er sich in Haran alles aufgebaut. Aber Gott erwartet mehr von ihm, als dieses gute, gesetzte Leben. Adonaj stellt Abram eine Verheißung vor Augen: „…dass durch dich gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Wieder eine Zumutung, wie sollte die Verantwortung für dieses Ziel Abram nicht erdrücken? 
„Ich will dich segnen“, spricht Gott zur Ermutigung. Es geht in 1. Mose 12, 1-4 um einen „Universalismus des Segens für alle“ (Detlef Diekmann, Junge Kirche 2/2018), der aber ganz individuell beginnt, durch einen Menschen, der den zugesprochen Segen Gottes konkret und mutig lebt. Abram spürt: „Gott ist ganz bei mir!“ 
Dieser „Segen“ ist die Quelle des Vertrauens und der Liebe, die Gott selbst speist und die Abram zugleich die Perspektive für seinen neuen Weg gibt: „Du sollst ein Segen sein!“ Segen ist Zuspruch und Anspruch. Gott gibt seinen Segen für die Welt in die Hände der Menschen. Wie realistisch und tröstlich, dass die folgende Geschichte Abrams davon erzählt, wie schwer es ist, wirklich ein Segen für seine Mitmenschen zu werden. Aber aufbrechen und es versuchen, dazu beruft Gott. 
Diese Ursprungsgeschichte eines Glaubensweges verbindet Judentum, Christentum und Islam als die abrahamitischen Religionen. Dem Zuspruch des Segens gilt es Zeit zu geben in Gottesdiensten, Stille, Gebeten, lesen der Bibel, Gesprächen, Pilgerwegen oder welchen Raum wir finden, um Gottes Vertrauen in der Tiefe unserer Existenz, wie einen Windhauch zu erfassen. Und mit der gleichen Intensität und Zuversicht die Zumutung annehmen: „Geh los! Du sollst ein Segen sein für den ganzen Erdkreis!“ 
Das heißt heute: Wie Abram mutig auf Fremde und Fremdes zugehen; uns auf einen Weg begeben, der Altes hinter sich lässt, manche Bequemlichkeit überwindet und wirklich aufbricht zu einer Kirche in Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. „Geh los!“
Unser Autor
Pastor Lutz Krügener ist Beauftragter für Friedensarbeit der Landeskirche Hannovers.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.