Die Nordkirche muss kräftig sparen

Mit zehn Prozent weniger Geld muss die Nordkirche auskommen, allein für Gemeinden und Kirchenkreise fehlen 48,5 Millionen Euro. Es geht an die Rücklagen.

Nattanan Kanchanaprat / Pixabay

Kiel. 553 Millionen Euro nimmt die Nordkirche in diesem Jahr ein, das sind zehn Prozent weniger als noch im Haushalt 2020. Die digitale Landessynode hat den Haushalt einstimmig bei einigen Enthaltungen beschlossen. Die große Spardebatte fiel jedoch aus. Kirchenkreise, Gemeinden und überregionale Dienste haben jeweils eigene Haushalte, in denen gespart werden muss.

Im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen stehe die Nordkirche finanziell noch gut da, sagte Michael Rapp, Vorsitzender des Finanzausschusses. Die Pandemie habe zu erheblichen Einnahmeausfällen geführt. Aber auch die sinkende Mitgliederzahl bereite ihm „Kopfschmerzen“. 2019 waren 28.000 Menschen ausgetreten. Unter Aufrechnung der Sterbefälle gegenüber den Taufen hat die Kirche 20.700 Mitglieder verloren.

Problem Kurzarbeit

91 Prozent des Haushalts, also etwa 483 Millionen Euro, kommen aus der Kirchensteuer. Zu den Rückgängen bei der Kirchensteuer trägt während der Pandemie vor allem die Kurzarbeit bei, denn auf das Kurzarbeitergeld wird keine Steuer und somit auch keine Kirchensteuer erhoben. Diese ist an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt.


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Um den Haushalt auszugleichen, muss die Nordkirche 3,2 Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen. Dies betrifft aber lediglich die Kosten für Verwaltung und Leitung. 160 Millionen Euro werden abgezogen für die Versorgung der Pastoren und besondere gesamtkirchliche Aufgaben. 288 Millionen Euro gehen an die 13 Kirchenkreise und somit an die knapp 1.000 Gemeinden, 48,5 Millionen Euro weniger als noch 2020. Freie Stellen sollen in der Regel ein halbes Jahr lang nicht besetzt werden. Ein Antrag, dies wieder aufzuheben, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Bis 2025 könnten die Einnahmen von 2019 nicht mehr erreicht werden, sagte Malte Schlünz, Finanzexperte der Kirchenleitung, bei der Präsentation des Haushalts. Die Mindereinnahmen dürften jedoch nicht dazu führen, „in Schockstarre“ zu verfallen. Die Nordkirche hat inzwischen eine Koordinierungsgruppe gegründet, die Schwerpunkte für die zukünftige Tätigkeit der Kirche erarbeiten soll. Ein offener Beteiligungsprozess solle im Frühsommer beginnen, so Schlünz.

Wo gebaut wird

14,7 Millionen Euro fließen in den Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED). Er fördert unter anderem Projekte in den Partnerkirchen in Asien, Afrika und Lateinamerika. Außerdem werden aus den KED-Mitteln die Corona-Nothilfen der Partnerorganisationen mitgetragen.

Größere Bauprojekte der Nordkirche sind in diesem Jahr die Sanierung des Schleswiger Doms, die Neugestaltung der Ratzeburger Domhalbinsel und der Aufbau eines Kirchenarchivs in Greifswald. (epd)