Die Netze auswerfen

Seit drei Jahren wird die Evangelisch-Lutherische Kirche im europäischen Teil Russlands von Bischof Dietrich Brauer, einem Russlanddeutschen, repräsentiert Von Thomas Arzner

Von Thomas ArznerEine Gruppe Jugendlicher, die im Stuhlkreis sitzt. Natürlich fällt Dietrich Brauer auf. Schließlich ist er Bischof. Aber es ist eher das streng nach hinten geföhnte Haar, die randlose Brille und der dunkle Anzug, die ihn aus den Jeansträgern herausstechen lassen. Es ist nicht das Alter, das man dem Amt zuschreibt. „Dabei denken die Menschen immer an einen Mann mit weißem Bart“, sagt er. Dietrich Brauer ist 31 Jahre alt, einen Bart trägt er nicht. Seit drei Jahren leitet er die Evangelisch-Lutherische Kirche im Europäischen Teil Russlands (ELKER). Dass jemand mit Ende Zwanzig Bischof wird, hängt mit den Gegebenheiten in Russland zusammen: Die Kirche wurde erst in den 1990er Jahren wiedergegründet, es fehlen die mittleren Jahrgänge. Auf dem Jugendtreffen in dem Hotel in Smolensk geht es um die Berufung der ersten Jünger. Der Text passt gut. Denn Dietrich Brauers Kirche ist klein und noch im Aufbau begriffen, wie die Gemeinschaft der Apostel: Der Russlanddeutsche ist geistlicher Leiter einer Schar von, wie er sagt, um die 30000 Mitglieder, verteilt auf etwa 300 Gemeinden. (…)

Weiterlesen