Die Luther-Figur im Panoptikum erhält kleines Facelift

Das Jubiläum der Reformation spielt auch im Wachsfigurenkabinett auf der Hamburger Reeperbahn eine Rolle: Der Luther aus Wachs hat rechtzeitig eine Auffrischung bekommen. Zum Start des Festjahres war die Figur zu Gast in der St.-Pauli-Kirche.

Geschäftsführerin Susanne Faerber sorgt für das gute Aussehen der Luther-Figur aus Wachs.
Geschäftsführerin Susanne Faerber sorgt für das gute Aussehen der Luther-Figur aus Wachs.Stephan Wallocha/epd

von Timo Teggatz

St. Pauli. In Norddeutschland ist Luther Zeit seines Lebens nie gewesen. Sagen jedenfalls die Historiker. Doch so ganz stimmt das nicht: Bis heute gibt es den Reformator auf der Reeperbahn, zusammen mit Prominenten von Udo Lindenberg bis Helmut Schmidt – im Wachsfigurenkabinett am Spielbudenplatz. Dort hat die Figur in der historischen Abteilung in der zweiten Etage eine Platz direkt am Eingang bekommen. Mit einer Papierrolle in der Hand steht er hinter einem antiken Schreibtisch, vor sich eine große Bibel und eine Schreibfeder. Die Szene fängt Luther beim Studium der Bibel ein.
Rechtzeitig zum Jahr des Reformationsjubiläums hat der Wachs-Luther eine Schönheitskur bekommen. Im Frühjahr 2016 sei die Figur restauriert worden, verrät Susanne Faerber, Geschäftsführerin des Panoptikums. Dabei stand ein Facelifting im Vordergrund: Im Gesicht setzte ein Maskenbildner den Pinsel an und färbte nach. Ohnehin erfordert die Pflege der Figuren viel Arbeit. Die Kleidung der Wachs-Prominenten muss ständig gepflegt werden, und damit sie keinen Schaden nimmt, tragen die Figuren unter ihrer Oberbekleidung Mottenpapier. Regelmäßig kommt auch eine Friseurin vorbei und richtet die Haare. Dabei sei Luther relativ pflegeleicht – jedenfalls im Vergleich zu Albert Einstein direkt nebenan mit seiner Struppelfrisur.

Der Wachs-Luther zu Gast in der St.-Pauli-Kirche

So beliebt wie der lebende Luther vor 500 Jahren ist die heutige Wachs-Version allerdings nicht: „Zum Reformationsjubiläum gibt es kein besonderes Interesse an der Figur“, bedauert Hayo Faerber, der Ur-Enkel des Gründer. Ob zum Reformationstag am 31. Oktober die Figur besonders geschmückt werden soll, stehe noch nicht fest. „Das wollen wir spontan entscheiden“, sagt Faerber.
Ein dankbares Publikum hatte der Luther vom Kiez dagegen im vergangenen Jahr. Er stand auf der Hochkanzel der St.-Pauli-Kirche. Hayo Faerber ist dort Mitglied im Gemeinderat und wurde von den beiden Pastoren Sieghard Wilm und Martin Paulekun gefragt, ob sie die Figur zum Start ins Reformationsjahr ausleihen dürften. Sie durften, und so sah der Reformator fünf Wochen lang auf die Gemeinde und den Pastor herab. Daran habe er sich erst gewöhnen müssen, räumte Wilm damals ein.
Wann genau die Figur entstand, ist unklar. Das Panoptikum habe versucht, das Alter herauszufinden, aber dafür gebe es zu wenig Aufzeichnungen. Es sei gut möglich, dass die Figur aus dem Gründungsjahr des Wachsfigurenkabinett 1879 stamme. Sicher ist nur: Als eine der wenigen Figuren hat der Reformator 1943 die Bombenangriffe auf Hamburg überstanden. Wie genau das passiert sei, wisse man heute nicht, sagt Hayo Faerber.

Das Hamburger Panoptikum

Bis eine Figur endlich ihren Platz einnimmt, kann es schon mal etwas länger dauern:  „Die Bildhauer brauchen etwa ein Jahr für eine neue Figur“, sagt Susanne Faerber. Deshalb kalkuliert das Panoptikum auch nur mit einem neuen Wachs-Promimenten pro Jahr. Aktuell ist eine  neue Version von Angela Merkel in Planung, denn die aktuelle Figur stammt noch von 2005. „Seitdem hat sie sich veränderte“, meint Susanne Faerber.
Zum Ende des 19. Jahrhundert war das Panoptikum für die Hamburger übrigens die einfachste Möglichkeit herauszufinden, wie Luther und andere bekannte Persönlichkeiten der Zeit eigentlich aussahen. Schließlich gab es noch kein Kino in der Hansestadt und erst recht kein Fernsehen. Über vier Generationen ist es im Familienbesitz geblieben, heute wird das älteste Wachsfigurenkabinett Deutschlands mit seinen 120 Figuren von Hayo Faeber und seiner Tochter Susanne geleitet.