Die Kirchen im Südwesten sind „ein‘ feste Burg“

An Weihnachten werden die Kirchen wieder voll sein. Denn für viele Menschen ist das Fest der Geburt von Jesus ohne Gottesdienstbesuch nur schwer vorstellbar. Aber wie sicher sind die Kirchengebäude im Südwesten? Der Einsturz eines Kirchendaches in Kassel im November hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Manche Kirchgänger sind verunsichert: Kann ich ohne Bedenken den Gottesdienst besuchen oder muss ich Angst haben, dass das Gebäude baufällig ist?

Eine Umfrage des Evangelischen Pressdienstes (epd) unter den vier großen Kirchen im Südwesten hat ergeben: Die Kirchengebäude in Baden-Württemberg sind „ein‘ feste Burg“, wie es Martin Luther formuliert hätte. „Unter den 1.531 Kirchengebäuden innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg sind einzelne sanierungsbedürftig“, räumt Kirchensprecher Dan Peter ein. „Aber baufällig ist keines.“

Es gebe Konstruktionsarten, die schadensanfälliger seien als andere, etwa die sogenannten Traufbereiche von Holz-Kirchendächern. Wenn dort Feuchte eindringe oder Schutt das Trocknen eingedrungener Feuchte verhindere, könne das Holz Schaden nehmen. Problematisch könnten auch bestimmte, bis in die 1970er-Jahre verwendete Leimbinder-Dachkonstruktionen sein.

Allgemein seien Kirchengemeinden angehalten, ihre Immobilien jährlich zu begehen und auf Auffälligkeiten zu prüfen, so Peter. „Je nach Ergebnis können sie dann auch die Bauberatung des Oberkirchenrates hinzuziehen.“ Dass bestimmte Kirchengebäude anfälliger für statische Probleme sind, lasse sich pauschal aber nicht sagen.

Verallgemeinernde Aussagen zur Sicherheit von Kirchengebäuden möchte auch André Kendel von der Evangelischen Landeskirche in Baden nicht treffen. „Das Gefährdungspotenzial ist von mehreren Faktoren abhängig wie Untergrund, Tragwerk, Baukonstruktion, Lasteinwirkungen, Witterung und Material“, sagt er. Auch in der badischen Kirche seien die Gemeinden angehalten, die rund 700 Kirchengebäude ein- bis zweimal im Jahr einer sogenannten „Bauschau“ zu unterziehen. Alle sechs Jahre besuchten zudem Fachleute die Kirchenbezirke, um die Gotteshäuser zu überprüfen.

Auch die rund 1.400 Kirchengebäude innerhalb der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart sind nach Worten von Pressesprecher Gregor Moser gut in Schuss. Die Kirchengemeindeordnung verpflichte die Gemeinden dazu, alle fünf Jahre eine umfangreiche Bauschau samt Decken und Dächern durchzuführen, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Das katholische Erzbistum Freiburg hat unterdessen den Zugang zu einer Kirche gesperrt. In dem in den 1960er-Jahren erbauten Gotteshaus in Hugstetten bei Freiburg seien Schäden an der Dachkonstruktion festgestellt worden. Bei der Sperrung handele es sich aber um eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie es hieß. (3015/17.12.2023)