Die Hoffnung kommt aus der Kanone

Mit ihrer neuen Idee wollen die Geistlichen der Pop-Up-Church eine Osterbotschaft voller Lebensfreude unters Volk bringen – per Fahrrad, an der Wascheleine und auf dem Trecker.

Bunt und lustig: Die Pop-Up-Church will den Menschen Hoffnung weitergeben
Bunt und lustig: Die Pop-Up-Church will den Menschen Hoffnung weitergebenThomas Hirsch-Hueffell

Hamburg/Meldorf. Noch wird emsig an der Hoffnungskanone getüftelt. Spätestens bis Ostersonntag soll sie funktionieren – und mit möglichst viel Tamtam, gezogen von prächtig geschmückten Hoffnungsmobilen, begleitet von Musik und Gebet, viele bunte Bälle in der Hamburger Kirchengemeinde Meiendorf-Oldenfelde verteilen. Darin enthalten: kleine Botschaften, die den Empfängern Freude und Hoffnung geben sollen.

Die Aktion ist Teil eines größeren Plans, hinter dem die Pop-Up-­Church steckt: Deren Mitglieder tauchen überraschend an Orten auf, wo Kirche eher nicht vermutet wird – etwa in der Fußgängerzone oder am Strand. Dort kommen sie zu einem der Jahreszeit passenden Thema mit den Passanten ins Gespräch.

Stolz auf die Premiere

In diesem Jahr habe man erstmals über Hamburg hinaus Kollegen angesprochen, ob sie mitmachten, sagt Pastorin Emilia Handke, Leiterin der Nordkirchen-Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“, die das Projekt gemeinsam mit dem Hamburger Pastor Ulf Werner organisiert. Viele sagten zu. „Das ist eine Premiere, auf die wir stolz sind und auf die wir uns freuen.“

Auch beim Christopher Street Day 2019 mischte die "Pop-up Church" mit
Auch beim Christopher Street Day 2019 mischte die "Pop-up Church" mitKristina Larek

So sollen zu Ostern funkelnde Hoffnungsmobile in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs und Schleswig-Holstein aufpoppen, verrät sie. Manche fahren auf Treckern, sind auf Fahrrädern, mit Anhängern und zu Fuß unterwegs. Die Gefährte sind oft mit Blumen und Ostereiern fantasievoll ausstaffiert. Dass alles funkelt und blitzt, habe auch einen Grund, so Handke: „Wir wünschen uns, dass die Menschen, die eines der Hoffnungsmobile sehen, sich freuen und überrascht sind, dass Kirche so etwas macht.“

Stärker als der Tod

Alle Teilnehmer verfolgen darüber hinaus ein gemeinsames Ziel: „Wir wollen von der Melodie erzählen, dass das Leben viel stärker ist als der Tod und die Traurigkeit – und dass die Hoffnung immer siegen wird.“ Zu Ostern würden viele Menschen darauf warten, dass sich etwas bewegt, so Handke: „Alle wollen das Leben endlich wieder feiern.“

Bewegt ist auch die Pop-Up-Aktion in der Kirchengemeinde Meldorf in Dithmarschen: Rund 20 Kilometer will Pastorin Jana Laubert-Peters Ostersonntag mit ein paar jugendlichen Mitstreitern auf dem Fahrrad fahren – und auch bei Wind und Wetter vom Deich bis zur Geestkante Hoffnungsbändchen, also Papierstreifen mit Blumensamen darauf, in Gärten, auf Bürgersteigen und anderswo verteilen­. Zwar habe sie die Aktion so geplant, dass alle coronabedingten Auflagen erfüllt werden, so Laubert-Peters. „Aber es bleibt doch ein Wagnis – nur eben eins, das wir gern wagen­.“

Von wegen Stillleben!

Es gehe darum, nicht in der Traurigkeit des Karfreitags oder des Winters zu verharren, betont die Theologin Handke: „Unsere Botschaft ist, dass Ostern kein Stillleben, sondern eine Bewegung ist, leuchtend, voller Kraft, Freude und Zuversicht: Die wollen wir sichtbar machen. Die Kraft der Liebe, die uns selbst trägt, wollen wir in die Welt hinaustragen – das ist unsere Aufgabe als Kirche in der Welt.“

In der Hamburger Hafencity hatten die Pastoren Meike Barnahl und Frank Engelbrecht von der Hauptkirche St. Katharinen geplant, mit dem Fahrrad möglichst viele Passanten zu erreichen und ihnen Hoffnungsbändchen zu überreichen. Wegen der „dynamischen Pandemie-Lage“, so Barnahl, weicht das Duo nun auf Wäscheleinen aus, die in der Hafencity, am Oberhafen und in der Speicherstadt aufgespannt werden sollen.

Pastorinnen auf dem Trecker

An den Leinen werden wiederum die Papierstreifen mit Blumen­samen befestigt. Wer will, kann sich ein Bändchen abzupfen und die Samen zu Hause säen. „Aber wir verraten nicht, wo die Wäscheleinen hängen – ein bisschen Suchen soll schon sein zu Ostern“, sagt Barnahl mit einem Schmunzeln. Und fügt hinzu: „Hoffnung ist etwas, das aufblühen kann und weiterwachsen kann – wie die Blumen.“

Auch in Basthorst im Kreis Herzogtum Lauenburg ist zu Ostern etwas los: Dort fahren die Pastorinnen Caroline Boysen und Sarah Stützinger mit Musik auf dem Trecker durch das Dorf und bringen Hoffnungsbotschaften an die Gartenzäune.