Die Heilsarmee braucht Hilfe

In ihrer Tagesstätte mitten auf St. Pauli unterstützt die Heilsarmee Menschen in Not. Doch das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Jetzt muss es saniert werden, mithilfe einer Spendenaktion.

Das sanierungsbedürftige Gebäude der Heilsarmee
Das sanierungsbedürftige Gebäude der HeilsarmeePaul Schimweg

Hamburg. Auch wenn sie auf dem Hamburger Kiez nicht die einzige Leuchtreklame ist, fällt sie auf. Zwischen Bars, Striplokalen und Pornokinos leuchtet sie orangefarben, und drauf steht „Jesus lebt“. Sie gehört zur Heilsarmee, die ihren Sitz in der Talstraße auf St. Pauli hat. Hier finden Gottesdienste statt, es gibt eine Kleiderkammer, Friseurangebote, Essen für Hungrige und natürlich die Tagesstätte, in der Menschen eine Zuflucht finden können. „Hier bei uns darf man einfach sein“ erklärt Achim Janowski, Leiter der Tagesstätte auf St. Pauli.
Seit 1922 hat die Heilsarmee ihren Sitz in dem 1891 erbauten Haus in der Talstraße. Beinahe 100 Jahre soziale Arbeit stecken in den Räumen. Jetzt muss das Gebäude saniert werden. „Wir haben bisher unser Geld einfach ausgegeben, um für Menschen da sein zu können. Darunter hat die Substanz gelitten“, erklärt Achim Janowski. Rund 4,5 Millionen Euro werden die Maßnahmen kosten. Zusätzlich werden etwa 100 000 Euro für die Gestaltung der neuen Räume gebraucht.

Leuchtreklame bleibt

Mit einem Charity Lunch hat das Hamburger Korps eine Spendenaktion zum Erhalt des Gebäudes gestartet. Unter dem Motto „Ein Stück Stadtgeschichte bewahren und ein Stück Stadtgesellschaft fördern“ wirbt die Hilfsorganisation um Spenden. „Damit wollen wir dafür sorgen, dass unsere Arbeit hier auch langfristig für die Zukunft gesichert wird“, so Achim Janowski. Prominente Unterstützer sind etwa TV-Moderator Reinhold Beckmann und Bestsellerautor Frank Schätzing. 
Während der Veranstaltung hat das Hamburger Architektenbüro Kantstein erste Pläne vorgestellt. Unter anderem muss die Fassade saniert werden, die im Laufe der Jahre mehrfach verändert worden ist. In Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt soll sie ihr ursprüngliches Erscheinungsbild in moderner Form zurückbekommen. Der Schriftzug Heilsarmee und die Leuchtreklame „Jesus lebt“ werden dabei erhalten bleiben, „denn auch die stehen unter Denkmalschutz“, erklärt Architekt Gerrit Rampendahl.

Haus soll wieder leben

Auch im Inneren ist viel geplant. So sollen die Kleiderkammer und der Friseurbereich ins Untergeschoss umziehen ,Dusch- und Waschmöglichkeiten für die Hilfesuchenden werden integriert. Im großen Saal im Erdgeschoss wird die historische Decke wieder hergestellt, und die gesamte Hauselektrik muss auf einen modernen Stand gebracht werden. Und im Rahmen der Maßnahmen werden auch die Wohnungen in den oberen Stockwerken saniert. „Dieses Haus soll wieder leben – vom Dachboden bis zum Keller“, wünscht sich Anette Janowski, Leiterin der Tagesstätte.
Die Heilsarmee ist eine kleine Evangelische Freikirche mit Ursprung in England. Sie zählt etwa drei Millionen Mitglieder und freiwillige Helfer in über 130 Ländern der Welt. Seit 1886 engagiert sie sich in Deutschland für Menschen in Not. Im Dritten Reich war die Heilsarmee von Verfolgung und Unterdrückung betroffen, auf die ein mühsamer Wiederaufbau folgte. Nach dem Mauerfall begann eine Zeit der Aufbruchsstimmung.