Die göttliche Dimension der Liebe

Von der ewigen Liebe Gottes schreibt Susanne Schumacher. Sie ist Pastorin in Eichede in Schleswig-Holstein.

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand“ aus dem 1. Korintherbrief 13, 1-13
Die Sehnsucht nach der großen Liebe hält sich hartnäckig. Sie treibt viele an und lässt sie suchen. Wissenschaft und Künste fragen nach ihrem Wesen. Manche Antworten scheinen so klar, dass sie mit wenigen Strichen gezeichnet werden können – wie in Kim Casalis Cartoon-Reihe „Liebe ist“. Zum Bild kommt der erklärende Text: Liebe ist „dich zu spüren, ohne bei dir zu sein“, „gemeinsam neue Wege gehen“, „wenn er für dich auf Fußball verzichtet“, „Geduld mit dem anderen zu haben“, „schmerzhaft“, „immer noch zu hoffen“. Bemerkenswert ist, dass sich unter der Fülle aufgezählter Erfahrungen Aussagen finden, die in der Bibel stehen.
„Liebe ist geduldig“, schreibt Paulus an die christliche Gemeinschaft in Korinth, „Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf. Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas nach. Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand.“
Einer, der so schreibt, muss die Bodenhaftung verloren haben. Ein hoffnungsloser Romantiker? Denn welcher Mensch könnte diese Idealvorstellungen erfüllen? Selbstaufgabe, Bescheidenheit und Unendlichkeit passen scheinbar nicht in unsere Zeit.
Es ist hier von einer göttlichen Dimension der Liebe die Rede. Sie ist keine menschliche Errungenschaft. Paulus beschreibt die Liebe Gottes. Sie ist schon immer da und wird ewig bleiben. Gott schenkt sie uns. Wir werden geliebt. Und wer sich geliebt weiß, ist grundsätzlich in der Lage, selbst lieben zu können. Doch es gibt keine Liebe ohne Risiko, keine Leidenschaft ohne Schmerz, kein Wagnis ohne die Gefahr der Enttäuschung. Zu lieben und zu vertrauen, bringt dem Menschen keinen Nutzen. Der Sinn der Liebe entfaltet sich erst beim Tun. Liebe ist „nichts für Egozentriker“. Sie stellt ein Leben im abgesicherten Modus infrage. Doch selten fühlen wir uns so stark und sicher wie im Moment der Hingabe. Unvollkommen zwar, aber dem Göttlichen nah.
Unser Autorin
Susanne Schumacher
ist Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Eichede (Schleswig-Holstein).
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.