Die Freundschaft

Diskutiert wird heute: Warum braucht ein Mensch Freundinnen und Freunde? Was zeichnet eine Freundin oder einen Freund aus?

Von Sibylle Sterzik

Diskutiert wird heute: Warum braucht ein Mensch Freundinnen und Freunde? Was zeichnet eine Freundin oder einen Freund aus?

„Ein Freund, ein guter Freund / das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. / Ein Freund bleibt immer Freund, / auch wenn auch die ganze Welt zusammenfällt. / Ein Freund, ein guter Freund, / das ist der größte Schatz, den’s gibt.“Mit einem Freund, einer Freundin bin ich gewappnet gegen die Tiefschläge des Lebens – so besangen es im Jahre 1930 treffend die Comedian Harmonists mit ihrem Ohrwurm. Sicherlich braucht man Freundschaft da am meisten. Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt der Volksmund. „Ein wahrer Freund liebt allzeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Not geboren ist“, heißt es in Sprüche 17,17. Zwei sind besser dran als einer allein. Wenn sie zusammenarbeiten, schaffen sie eher etwas. Wenn sie unterwegs stürzen, helfen sie einander auf die Beine (Prediger 4,9–12). Aber nicht nur das. Jubel und Glück mit Freund oder Freundin zu teilen, ist ebenso schön. In der Geschichte der Menschheit und der Bibel gibt es viele Freundespaare und Freunde: Berühmt sind Gilgamesch und Enkidu im Gilgamesch-Epos. Gilgamesch, König der Stadt Uruk am Euphrat, und der Naturmensch Enkidu sind zunächst erbitterte Konkurrenten, versöhnen sich aber und werden unzertrennlich wie David und Jonathan, Rut und Naomi oder die drei Freunde Daniels im Feuerofen. Legendär sind auch Old Shatterhand und Winnetou oder Tom Sawyer und Huckleyberry Finn. Ein guter Freund ist kostbar und nur schwer zu finden, sagt das apokryphe Buch Jesus Sirach (um 200 vor Christus), dessen Autor als Lehrer der Freundschaft gilt. Er empfiehlt, Freunde mit Sorgfalt auszuwählen und warnt vor zweifelhaften Freunden, die im Glück mit am Tisch sitzen und in der Not verschwunden sind (Sir 6,5–7). Kern der Gedanken zur Freundschaft ist die Aussage, dass derjenige, der sich zu Gott hält und ihn fürchtet, zu wahrer Freundschaft fähig ist und in seiner Wahl den wahren Freund finden wird (Sir 6,16).

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