Bundesweit wird aktuell in zahlreichen Projekten erforscht, welche Baumarten unter den klimatischen Bedingungen in 50 oder 100 Jahren in Deutschland gedeihen. Der Förster Marcus Kühling von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), einem Projektträger des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Gülzow bei Güstrow (Landkreis Rostock), sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), welche Baumarten besonders gut geeignet sind und was Waldbesitzende tun können.
epd: Welche Baumarten eignen sich besonders gut, wenn es in Deutschland wärmer und trockener wird?
Marcus Kühling: Für die Zukunft erwarten wir in Deutschland die heutigen südeuropäischen Klimaverhältnisse. Das durchaus hohe Anpassungspotenzial unserer heimischen Eichen und Buchen stößt wegen der Geschwindigkeit des Klimawandels an seine Grenzen. Deshalb könnten alternative heimische Bäume wie die Elsbeere oder Baumarten wie Esskastanien oder Orientbuchen, die bisher im Mittelmeerraum oder auf dem Balkan vorkommen, bei uns Fuß fassen. Extreme Wetterlagen wie lange Dürreperioden oder starke Frostereignisse limitieren jedoch die Auswahl der Baumarten. Die eine klimastabile Baumart gibt es nicht.
epd: Was raten Sie den Waldbesitzenden im Blick auf den Klimawandel?
Kühling: Sie müssen genau beobachten, wie sich ihr Wald entwickelt. Wenn Bäume in größerer Zahl absterben oder abzusehen ist, dass dies geschehen wird, sollte der Wald umgebaut werden. Dabei sollte unter Berücksichtigung der lokalen Standortbedingungen auf Vielfalt im Sinne der Risikostreuung gesetzt werden. Durch Bäume aus der natürlichen Verjüngung in Kombination mit alternativen Baumarten kann ein widerstandsfähigerer Mischwald entstehen. Weitere Maßnahmen sind der Wasserrückhalt durch das Verschließen von Gräben oder angepasste Schalenwildbestände.
epd: Welche Unterstützungsmöglichkeiten können Waldbesitzende nutzen, um ihre Wälder für die Zukunft fit zu machen?
Kühling: Bei Fragen zum Waldumbau sollte die fachliche Beratung durch Forstleute der Landesforstverwaltungen oder durch Selbsthilfeeinrichtungen wie etwa die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse an erster Stelle stehen. Grundlage dafür sind Erkenntnisse aus der aktuellen Wald- und Klimaforschung und z. B. die Nutzung digitaler Tools, wie sie aus durch Mittel der Bundesregierung geförderten Projekten der FNR entstehen.
Zudem gibt es finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern, beispielsweise durch das „Klimaangepasste Waldmanagement“. Auch Förderungen durch private Stiftungen oder Baumpflanzungsinitiativen können hilfreich sein.