Die dänische Königin Margrethe II. kündigt ihre Abdankung an

Paukenschlag zum Jahreswechsel: In ihrer Neujahrsansprache hat Dänemarks Königin Margrethe II. ihren Rücktritt angekündigt. Sie macht Platz für ihren Sohn.

Es ist das Ende einer Ära: In ihrer traditionellen Neujahrsansprache, die an Silvester im dänischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, hat die dänische Königin Margrethe II. ihre Abdankung zum 14. Januar angekündigt. Eine Rückenoperation im Februar habe den Anlass gegeben, sich Gedanken über die Zukunft zu machen – „ob es nicht die Zeit sei, die Verantwortung auf die nächste Generation zu übertragen“, sagte die 83-jährige Monarchin, die seit der Operation einen Gehstock benutzt.

Für die Skandinavier kam die Abdankung dennoch überraschend: Man rechnete damit, dass die Königin bis zu ihrem Tod auf dem Thron verbleiben würde. Doch in den vergangenen Jahren gab es auch Anzeichen dafür, dass die Monarchin einen Thronwechsel vorbereitet: So entzog sie den Kindern ihres jüngeren Sohns Joachim die Prinzen- und Prinzessinnentitel und degradierte sie zu Grafen. Und auch der 18. Geburtstag ihres Enkels Christian, der als künftiger Kronprinz bereits am Staatsrat des Landes teilnehmen darf, wirkt im Rückblick wie ein Meilenstein.

Es scheint, als hätte die 1940 auf Schloss Amalienborg in Kopenhagen geborene Margrethe bewusst ihr Haus bestellt. Was zu einer Monarchin passt, die nach 52 Regierungsjahren als ein Musterbeispiel für Pflichterfüllung und den Einsatz für ihr Land galt.

„Viele von uns haben nie einen anderen Regenten kennengelernt“, sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in einer ersten Reaktion an Silvester. „Königin Margrethe ist der Inbegriff Dänemarks.“ Sie habe mit Worten und Gefühlen gezeigt, „wer wir als Volk und Nation sind“.

Wozu für die Monarchin immer auch ein enger Bezug zur Kirche gehörte: Dass sie als Königin auch Oberhaupt der lutherischen Volkskirche des Landes war, hatte für Margrethe II. mehr als nur symbolische Bedeutung. In einem Interview mit dem in Kopenhagen erscheinenden „Kristeligt Dagblad“ outete sich die Königin 2016 als intensive Kirchgängerin und gab Einblick in ihre persönliche Spiritualität.

„Kann man sich nicht über irgendetwas anderes im Gottesdienst freuen, gibt es immer noch das Abendmahl“, sagte die Monarchin damals im Gespräch mit der Journalistin Else Marie Nygaard. „Es ist nicht nur ein Stück Brot und ein Schluck Wein.“ Wenn man Brot und Wein empfange, habe man das Recht zu sagen: „Ja, das ist jetzt, es geschieht“, deutete sie ein klassisch lutherisches Abendmahlsverständnis an. Das Abendmahl sei sowohl ein Mysterium als auch etwas sehr Handfestes.

Die Nähe der Monarchin zur Kirche drückte sich indes auch an vielen anderen Dingen aus: Immer wieder designte die als passionierte Künstlerin geltende Monarchin Kirchentextilien. Eine ganze Reihe dänischer Kirchen besitzt heute von Margrethe entworfene Messgewänder. Für die Schlosskirche im Sachsen-anhaltischen Wittenberg, in der sich bekanntlich das Grab des Reformators Martin Luther befindet, gestaltete Margrethe einen Altarbehang. Nach dessen Enthüllung pflanzte sie einen Baum im Luthergarten.

Ob sich diese Nähe zwischen Königshaus und Volkskirche unter ihrem Sohn, dem künftigen König Frederik X., fortsetzen wird, wird erst die Zukunft zeigen. Vorläufig jedenfalls machte der Kronprinz vor allem durch sein Engagement für Klimaschutz und Breitensport – etwa durch den jährlich ausgetragenen „Royal Run“ – von sich reden. Eine besondere Nähe zur Kirche war hingegen bislang nicht erkennbar.

Doch zumindest der Schluss der traditionellen Neujahrsansprache, den Margrethe am Silvestertag zum 52. und letzten Mal verlas, wird sich wohl auch unter Frederik nicht ändern: Die Segensworte „Gott schütze Dänemark! Gott schütze Euch alle zusammen!“ werden auch weiterhin zum festen Repertoire des dänischen Monarchen gehören.