Die Brücke von Eckernförde kann nicht leuchten
Zu hohe Infektionszahlen: Die Eckernförder Kirchengemeinden haben die Aktion „Die Brücke leuchtet und klingt“ abgesagt. Stattdessen gibt’s ein Video.
Eckernförde. Menschenansammlungen gilt es derzeit zu vermeiden: Aufgrund der steigenden Zahlen von Menschen, die sich mit dem Corona-Virus angesteckt haben, wurde die ökumenisch ausgerichtete Aktion „Die Brücke leuchtet und klingt“ in Eckernförde kurzfristig abgesagt. Am Reformationstag, 31. Oktober, sollten eigentlich rund 200 Menschen unter Auflagen zusammenkommen, um mit Windlichtern ein Zeichen für mehr Zusammenhalt und gegen die Spaltung der Gesellschaft zu setzen.
Stattdessen planen nun die Organisatoren der Veranstaltung, die evangelische und katholische Gemeinde sowie die Freikirche der Stadt, es bei der symbolhaften, maritimen rot-grünen Beleuchtung der Brücke zu belassen – bis 23 Uhr wird sie unter dem Motto „Alle in einem Boot – lasst uns zusammenhalten“ illuminiert sein. Zusätzlich soll es christliche „Ge(h)danken des Glaubens“ zum Mitnehmen aus Zettelkästen an den Kirchen und Gemeindehäusern in Borby und St. Nicolai geben. Um 18.30 Uhr werden die Kirchenglocken erklingen, zeitgleich wird ein Video wird auf dem Youtube-Kanal der St.-Nicolai-Gemeinde ein Video präsentiert, das den Titel „In Freiheit verantwortlich leben und handeln“ trägt.
Mit 1000 Besuchern gerechnet
In der Videobotschaft wird es laut Pastor Michael Jordan von der evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai Posaunenmusik geben, zudem sollen die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft im Fokus stehen. „Das Thema lag auf der Hand“, so Jordan. „Uns ist wichtig, die beiden Pole Freiheit und Verantwortung in den Fokus zu rücken“, erläutert der Theologe: „Das eine kann es nicht ohne das andere geben. Wir wollen Menschen zusammen bringen und sie ermutigen, Respekt füreinander zu haben. Das ist unsere Aufgabe als Kirche.“
Mit der Veranstaltung setzen die Eckernförder Kirchen die „Die Brücke leuchtet“-Reihe zum dritten Mal um – nur eben in anderer Form. 2019 waren noch rund 1000 Menschen zur leuchtenden Brücke gekommen. Mit ähnlichen Besucherzahlen hatte Philipp Bömer, Pastor der Eckernförder Freikirche, bisher auch für dieses Jahr gerechnet, jetzt wird daraus nichts. Doch das ändere nichts am gemeinsamen Zielsetzung. „Es war von Beginn an so gedacht, etwas Verbindendes zu gestalten und die Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden“, erläuterte Bömer. Nun sehe er „mit großer Sorge“, dass Menschen militant reagierten oder Verschwörungstheorien Glauben schenkten, nur weil es darum gehe, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen.
Suche nach Gemeinschaft
Der Brücke soll feierlich geschmückt werden – mit zahlreichen roten und grünen LED’s, den Farben für Back- und Steuerbord. Es gehe um eine gemeinsame Freiheit im Zeichen der Nächstenliebe, schildert Pastor Rainer Kluß von der evangelischen Kirchengemeinde Borby seine Perspektive. Einerseits sollten Freiheit und Würde des Einzelnen gewahrt bleiben, andererseits müsse jeder auch Verantwortung für die anderen übernehmen.
Dass die Suche nach Gemeinschaft aktuell sehr groß ist, registriert Ekkehardt Conrad von der katholischen Kirche Eckernförde. Unter der Belastung der Pandemie und ihrer Einschränkungen sei „die Stimmung zwar gereizter, aber man rückt auch enger zusammen, hilft sich unter Nachbarn“. Conrad: „Nun zeigen wir gemeinsam Flagge, indem wir versuchen, als Christen Solidarität vorzuleben.“ Ein schönes Detail dabei: Die katholische Gemeinde erklärte sich bereit, eventuelle Defizite nach der Veranstaltung zum Reformationstag auszugleichen – „das ist aber kein Ablasshandel“, sagte Conrad mit einem Schmunzeln.