Die Bodelschwingh-Kirche muss Wohnungen weichen

Nach dem letzten Gottesdienst sind in einer Prozession Taufschale und Altarbibel aus dem Gebäude getragen worden. Der neue Eigentümer hat bereits konkrete Pläne.

Die Bodelschwingh-Kirche soll abgerissen werden
Die Bodelschwingh-Kirche soll abgerissen werdenAxel Hindemith / Wikimedia Commons

Hannover. In Hannover ist erneut eine evangelische Kirche entwidmet worden. Die 1963 errichtete Bodelschwingh-Kirche im Stadtteil Ledeburg wurde von der Gemeinde an ein Wohnungsbau-Unternehmen verkauft und geht zum Jahresanfang in den Besitz des neuen Eigentümers über, wie der Kirchensprengel Hannover mitteilt. Sie soll abgerissen werden. Regionalbischöfin Petra Bahr hat mit den Gemeindemitgliedern den letzten Gottesdienst in der Kirche gefeiert.

Dabei wurden in einer Prozession symbolisch die Abendmahlsgeräte, die Taufschale und die Altarbibel aus dem Gebäude hinausgetragen. „Es ist für die Gemeinde ein schmerzlicher Abschied“, sagte Pastor Gerd Peter.

Gemeinden sind fusioniert

Die Gemeinde hatte sich 2006 mit der Kirchengemeinde Stöcken vereint. Deren Corvinuskirche wurde ebenfalls entwidmet und vor kurzem abgerissen. Am Ort der Corvinuskirche soll ein neues, kleineres Kirchenzentrum entstehen. Dabei muss die Gemeinde mit in der Corona-Pandemie um rund 50 Prozent deutlich gestiegenen Baukosten rechnen, wie der evangelische Stadtkirchenverband Hannover zuvor mitgeteilt hatte. Abstimmungen mit dem Architektenbüro, um Kostensenkungen zu entwickeln, seien angelaufen.

Auf dem Grundstück der Bodelschwingh-Kirche sollen nach den Plänen des neuen Eigentümers Wohnungen entstehen. Über den Verkaufspreis wahrte die Gemeinde Stillschweigen. Ihre Orgel hat sie an die Musikhochschule im polnischen Katowice (Kattowitz) verkauft.

Für Flüchtlinge gebaut

Wegen sinkender Mitgliederzahlen haben evangelische Gemeinden in den vergangenen 20 Jahren im Raum Hannover mindestens zwölf Kirchen aufgegeben. Die meisten waren Nachkriegsbauen im Stadtgebiet aus den 1950er und 1960er Jahren, die vor allem im Blick für die vielen in Hannover angekommenen Flüchtlinge errichtet worden waren. Zwei dieser Kirchen sind inzwischen jüdische Synagogen, eine dient als Studentenwohnheim.

Die Bodelschwingh-Kirche ist das vierte evangelische Sakralgebäude in der Region, das abgerissen werden soll. Allerdings sind in zwei Fällen auch Kirchen-Neubauten entstanden. (epd)