Die Bibel-Texterin

Sara mit Cocktail auf dem Kamel – diese biblische Szene hat es Tanja Jeschke besonders angetan. „Ich kann mit den Bildern und Farben von Marijke ten Cate so viel anfangen“, schwärmt die 51-jährige Wahl-Stuttgarterin von den Illustrationen der niederländischen Künstlerin. Deshalb habe sie nicht lange überlegen müssen, als sie gefragt wurde, ob sie zu den Bildern die Texte für „Die Große Bibel für Kinder“ der Deutschen Bibelgesellschaft schreiben wolle. Das Ergebnis wurde mit dem Christlichen Buchpreis 2015 ausgezeichnet.

Aufgewachsen in Hermannsburg

„Ich habe eigentlich schon immer geschrieben“, erzählt Jeschke. Neben Rezensionen für Zeitschriften und Zeitungsartikeln schreibt die Journalistin und Autorin auch Bücher. Zuvor hat sie Germanistik und Theologie auf Lehramt in Göttingen und Heidelberg studiert.
Der christliche Glaube wurde Jeschke bereits in die Wiege gelegt. Der Vater stammt aus einer großen Missionarsfamilie in Südafrika, ist einer von neun Söhnen. In Südafrika verliebte er sich in eine deutsche Krankenschwester. Tanja Jeschke erblickt in Pretoria das Licht der Welt, wächst dann aber im niedersächsischen Hermannsburg auf, das für sein Evangelisch-lutherisches Missionswerk bekannt ist. Bis zum Abitur habe sie das Leben dort in besonderer Weise geprägt: „Es gab viele spannende Veranstaltungen und Menschen aus allen Ländern.“
Schon früh arbeitet Jeschke für Zeitungen und verfasst einen ersten Roman. Einen Verlag dafür konnte sie aber nicht finden. Manchmal nage das noch heute an ihr, sagt Jeschke. Und das obwohl die Autorin mittlerweile mehrere Bücher veröffentlicht und zum Teil sehr erfolgreich verkauft hat. „Das ist schon sehr ärgerlich, wenn man so viel Herzblut da rein investiert hat.“ Dass sie den Roman noch veröffentlichen wird, daran glaube sie nicht mehr.
Zur christlichen Kinderliteratur ist Jeschke über eine Bekannte gekommen, die eine Texterin für ein Kinderbuch suchte. „Damals habe ich gemerkt, dass mir das liegt.“ Den Bezug zum eigenen Kindsein habe sie sich stets erhalten, sagt die 51-Jährige. So falle es ihr leicht, sich in die Gedankenwelt junger Menschen hineinzudenken. Mal nimmt Jeschke Kinder mit auf Marios Entdeckungsreise zu Gott, mal durchlebt sie mit Paulina das Kirchenjahr.
Die Gabe, komplizierte Inhalte kurz und verständlich zusammenzufassen, habe sie schon in der Schule entdeckt: „Das verdanke ich meinem Englischlehrer.“ Er habe die Schüler fast jeden Tag Geschichten zusammenfassen lassen – zum Unmut einiger Klassenkameraden. Jeschke sei ihm hingegen dankbar gewesen: „Das hat mein Denken geschult.“
Anfragen für neue Kinderbücher erreichten die Autorin ständig. „Es ist ein Weg, der leichter zu begehen ist als im Erwachsenenbereich.“ Dennoch sage Jeschke nicht immer ja, sondern überlege genau, welche Projekte sie annehme – und welche nicht. Denn: Fromme Botschaften „plakativ rauszuhauen“, das liege ihr nicht. Und sie wolle sich auch nicht zu sehr auf das Prädikat „christliche Schriftstellerin“ reduzieren lassen. Schließlich möchte sie auch im säkularen Erwachsenenbereich weiter Fuß fassen.

Auf Verlagsuche für das erste Jugendbuch

Mittlerweile hat Jeschke den Erwachsenenroman „Ein Kind fliegt davon“ veröffentlicht. Zudem sucht die Autorin gerade einen Verlag für ihr erstes Jugendbuch, das von einer 13-Jährigen handelt, die von zu Hause fortläuft. Es sei gar nicht so einfach gewesen, die Gedankenwelt des Mädchens zu treffen, sagt Jeschke.
Beim Publikum kommen Jeschkes Kinderbücher gut an: Ihre Kinderbibel wird auf der Internetseite eines Online-Händlers mit der Bestnote bewertet. Ein Leser lobt, das Buch vermittele „Vorfreude auf unsere Zukunft bei Gott“. Und: Die Kinderbibel erwecke den Eindruck, dass es sich dabei „um unsere Geschichte, unser Leben und unsere Zukunft als Christen“ handele.

• Tanja Jeschke, Marijke ten Cate: Die Große Bibel für Kinder. Deutsche Bibelgesellschaft, 288 Seiten, 22,99 Euro.