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Die Bibel lesen

Woche vom 22. bis 28. Januar

Sonntag: Psalm 3
Montag: Lukas 6, 36-42
Dienstag: Lukas 6, 43-49
Mittwoch: Lukas 7, 1-10
Donnerstag: Lukas 7, 11-17
Freitag: Lukas 7, 18-23
Samstag: Lukas 7, 24-35

Ein römischer Hauptmann befehligte eine Hundertschaft, das ist die unterste Einheit einer Legion; diese Centurionen gingen aus der Truppe hervor, und gehörten nicht zum Adel. Als sein Knecht (Unteroffizier/Bursche) sterbenselend wurde, wendet er sich an den jüdischen Gemeindevorstand, geht also mit aller Rücksicht auf die jüdischen Gepflogenheiten zur Synagoge und bittet gleichsam offiziell um Hilfe. Und sagt – als Repräsentant des großen Rom! – dabei sogar zu Jesus: Herr (kyrie!), ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst! Für den Gemeindevorstand ist das nun eine heikle Sache. Deswegen wendet der sich auch fürsprechend an Jesus: Hilf, der Mann ist uns trotz seiner Position wohlgesonnen!

Auch fünfzig Jahre später war das für den Evangelisten Lukas und seine Gemeinden ein heikles Thema, denn das Verhältnis zur Weltmacht Rom blieb für die Christen über drei Jahrhunderte (bis Kaiser Konstantin) ausgesprochen kompliziert. Die Christen verzichteten zwar durchweg auf gewalttätigen Widerstand, arbeiteten sogar loyal mit staatlichen Organen zusammen, gerieten andererseits aber auch in grausame Verfolgungen, weil sie an eine andere oberste Autorität als den Kaiser glaubten und etwa als Soldaten beim Appell das Salutieren vor der kaiserlichen Standarte verweigerten.

Wer die Macht hat, braucht nur ein Wort, im Militär ein Kommando, zu sagen, dann sorgt die „Gehorsamshierarchie“ dafür, dass alles andere wie von selbst läuft. Hier bekennt dennoch ein Offizier, dass es noch einen anderen „Oberkommandierenden“ gibt, erstaunlicherweise einen außerhalb des römischen Systems, der Macht über alle und über allem hat. Jesus lobt diese Gedanken des Hauptmanns, verzichtet aber darauf, sein eigenes „Machtwort“ vor aller Öffentlichkeit zu demonstrieren. Der Kranke wird im Stillen und ganz unauffällig wieder gesund.

Die folgenden Abschnitte nehmen wieder den Faden auf, der sich bereits bei Elisabeth und Zacharias findet: Dieser Jesus ist der Gesalbte, der Christus! Man braucht nur hinzusehen: Alles, was er sagt oder tut, ist eindeutig, und erfüllt die alten Verheißungen.

Von Anfang an hat Jesus sich auch moralisch anstößig für seine Mitbürger verhalten: Fresser, Weinsäufer wurde er abfällig genannt, und man rümpfte die Nase über sein unbefangenes Umgehen mit Sündern, betrügerischen Zöllnern und Prostituierten und allerhand zwielichtigen Gestalten der Unterschicht.