Die Bibel lesen

Woche vom 28. August bis 3. September

Sonntag:    Psalm 145
Montag:     1. Chronik 21, 1-14
                 Weisheit 9, 1-19 (18)
Dienstag:     1. Chronik 21, 15 – 22, 1
                 Weisheit 11, 21 – 12, 1
Mittwoch:     1. Chronik 22, 2-19
                 Weisheit 12, 11b-22
Donnerstag:     1. Chronik 28, 1-13
                 Weisheit 13, 1-9
Freitag:     1. Chronik 29, 1-22
                 Weisheit 13, 10-19
Samstag:     2. Chronik 1, 1-17
                 Weisheit 15, 1-3

Einige fragen, warum Texte im Leseplan stehen, die in keiner einzigen Predigtreihe vorkommen, und was es überhaupt mit den „Apokryphen“ auf sich hat. Der Name „die Verborgenen“ (weil sie nicht im „öffentlichen“ Gottesdienst vorkamen) täuscht leicht darüber hinweg, dass sie sehr wohl beliebter Lesestoff waren, so wie heute Andachtsbücher oder auch Zeitschriften oder christliche Literatur.

Die Beliebtheit war an verschiedenen Orten durchaus verschieden. In der großen Synagoge in Bagdad hatte man einen anderen Geschmack als in Alexandria oder in Ephesus oder in Rom. Das Judentum der Diaspora war weit verbreitet. In einer Gegend herrschte die griechische Sprache vor, in einer anderen die lateinische, manchmal kann man einen hebräischen Urtext rekonstruieren. Das führt heute noch zu Abweichungen in den Bibelausgaben.

Die katholische Kirche hat übrigens auf dem Konzil zu Trient im Jahre 1546 die Apokryphen als vollgültig zur Bibel gehörig erklärt, während Luther sie als der „Heiligen Schrift nicht gleichgehalten, und doch nützlich und gut zu lesen“ einstufte. Deswegen werden sie auch bei der Bibellese nicht ausgespart. Bei den Juden war der Prozess der Kanonbildung so um das Jahr 100 vor Christus abgeschlossen. Bei den wesentlichen Teilen des Alten Testamentes wie der Tora, dem „Gesetz“, und den Propheten war längst klar: Die gehören zur Heiligen Schrift! Aber zum Beispiel beim Hohen Lied, beim Prediger Salomo und auch beim Buch Hiob und beim Buch Ester war die Entwicklung komplizierter.

In dieser Woche steht noch einmal eine Auswahl aus dem Weisheitsbuch auf dem Plan. Bei 9, 13-14 „Welcher Mensch erkennt den Ratschluss Gottes? Oder wer kann ergründen, was der Herr will? Denn die Gedanken der sterblichen Menschen sind armselig und unsere Vorsätze hinfällig!“ muss man sich vor Augen führen: Das ist das Gebet des Königs! Desjenigen also, der mit mehr Übersicht seine Entscheidungen für das Volk treffen muss. Die Weisheit des Regierenden in Israel besteht also gerade darin, dass er nicht mehr und nicht höher ist als die anderen, sondern sich durch Gott die Augen öffnen lässt und demütig bleibt (siehe auch 15, 1-3!).

In den Zwischenstücken, also in Kapitel 11, wird noch einmal deutlich, wie sehr die historisch ja längst vergangene Zeit in Ägypten ein ganz wichtiges Schlüsselerlebnis des jüdischen Glaubens war. Durch ihren Gehorsam Gott gegenüber gewannen sie die Freiheit aus der Sklaverei, und das hieß für den Glauben: Gott wurde ihnen Vater, nicht grausamer, unnahbarer König (11, 10).