Die Bibel lesen

Woche vom 22. bis 28. Mai

Sonntag:    Psalm 95
Montag:     Galater 2, 1-10
Dienstag:     Galater 2, 11-21
Mittwoch:     Galater 3, 1-14
Himmelfahrt:     Psalm 68, 1-19
Freitag:     Galater 3, 15-18
Samstag:     Galater 3, 19-29

Der Rundbrief des Paulus an die christlichen Gemeinden in der Landschaft Galatien (heute in der Türkei) ist ein emotionaler Brief und stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 55. Paulus hat die Gemeinden in Galatien selbst gegründet und ihnen das rettende Evangelium von Jesus Christus verkündigt. Aber in seiner Abwesenheit sind Missionare aufgetreten, die predigen, als Heide dürfe man nur an Christus glauben, wenn man sich auch beschneiden lasse (6,12). Die Gemeindeglieder sind verunsichert.
Paulus kann die Forderung der Gegner entkräften. Denn die Frage der Beschneidung wurde bereits im Jahr 48 n. Chr. in Jerusalem geklärt. Dort trafen sich Barnabas, Titus und Paulus (2,1) als Vertreter der christlichen Gemeinde aus Antiochia mit Petrus, Jakobus und Johannes als Vertreter der christlichen Gemeinde in Jerusalem. Beide Gemeinden verständigten sich über ihre unterschiedlichen missionarischen Konzepte.
Die Jerusalemer Gemeinde war der Auffassung, dass man erst ein vollgültiges Mitglied des Gottesvolkes Israels sein musste, bevor man Mitglied der christlichen Gemeinde werden durfte. Im multikulturellen Antiochien missionierten die Christen auch Nichtjuden wie Titus. Ein Beitritt zum Volk Israel war für Heiden hier nicht notwendig, um an den Gott Israels und seinen Christus zu glauben.
Nach dem Austausch der Argumente wird per Handschlag vereinbart, dass Petrus unter den Juden missioniert und Paulus unter den Völkern (2,9). Damit wird anerkannt, dass Heidenchristen nicht beschnitten werden müssen (2,3). Aus der Sicht des Paulus gab es keine weiteren Auflagen, außer Geld für die Armen in Jerusalem zu sammeln (2,6.10.).
Als Petrus wenig später die Gemeinde in Antiochien besucht, fügt er sich in die dortige Praxis ein, nach der Juden und Nichtjuden miteinander essen. Als Judenchristen aus Jerusalem kommen und diese Praxis als Übertretung der Tora betrachten, kündigt Petrus die Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen wieder auf (2,12).
Da stellt Paulus ihn öffentlich zur Rede und unterstellt ihm Inkonsequenz im Verhalten und im Denken. Es gäbe zwar einen grundlegenden Unterschied zwischen den Juden als Volk Gottes und den „Sündern aus den Heiden“ (2,15). Aber durch den Glauben an Christus haben beide einen neuen Status vor Gott gewonnen, der nun auch die Gottesferne der Heiden aufhebt. Denn „der Mensch wird nicht aufgrund von Werken des Gesetzes gerechtfertigt, sondern durch den Glauben an Jesus Christus“ (2,16). Und die nichtjüdischen Mitglieder der Gemeinde sind damit gleichberechtigt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche…denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (3,28).