Sonntag: Lukas 1, 46-55
Montag: Maleachi 1, 1-14
Dienstag: Maleachi 2, 17 – 3, 5
Mittwoch: Maleachi 3, 6-12
Donnerstag: Maleachi 3, 13-18
Freitag: Maleachi 3, 19-24
Samstag: Psalm 2
Maleachi ist der „letzte Prophet“, jedenfalls nach der Zählung des ersten Testamentes. Er wirkte nach der ersten Wiederaufbauphase von Sacharja und Haggai. Der Tempel steht wieder, der Gottesdienst ist in Gang, die Stadt in äußerer Ordnung. Aber es scheint im Volk insgesamt die Kraft der Hoffnung zu fehlen, die in der persischen Zeit, als die Israeliten aus dem Exil zurückkehren konnten, bei aller Erschöpfung und Enttäuschung doch vorhanden war.
In der Mitte des 5. Jahrhunderts, also noch vor dem Auftreten von Esra und Nehemia, sind diese Worte gesagt worden, die bis heute ihre prophetische Leuchtkraft behalten haben. Dabei ist Maleachi (= mein Bote, 3,1) wohl kein Eigenname, sondern eine Bezeichnung für Gottes „Botensprüche“ dieser Zeit.
Die gliedern sich in sechs größere Abschnitte. Auffällig im Vergleich zu anderen Propheten ist die Dialogform: In jedem thematischen Abschnitt findet sich ein in wörtlicher Rede formulierter Einspruch der Hörenden oder des Volkes, auf den Gott dann eingeht. „Streitreden“ nennt man diese Abschnitte deswegen auch. Sie zeigen, dass der Anspruch Gottes auf die Lebensweise des jüdischen Volkes nicht unwidersprochen blieb.
Eine Sonderrolle spielen die Abschnitte über Ehe und Ehescheidung (2,10-16), besonders in dem während der Perserzeit offenbar verbreiteten Fall von Ehen jüdischer Männer mit nicht-jüdischen Frauen (2,11-12). Die Haltung des Maleachi-Buches ist klar: Die Ehe mit einer Frau, die nicht den Glauben an JHWH teilt, ist eine Treuebruch gegenüber Gott – selbst dann, wenn formal am JHWH-Glauben festgehalten wird. Dass es zur selben Zeit auch andere Einstellungen gegenüber den Mischehen gibt, zeigt das Buch Ruth, das solche Formen verteidigt.
Wenn man die Bibel nicht nur nutzt wie einen Steinbruch für Einzelzitate, dann ist der Weg des zusammenhängenden Verstehens eine schwere und langwierige Mühe. Wie in der Archäologie muss mitunter sehr viel Schutt und Geröll beiseitegeschafft werden, um das ursprüngliche Bauwerk erahnen zu können.
Bei Maleachi spürt man viel Deprimierendes aus der Realität des Gottesvolkes. Da sind nicht die strahlenden Hoffnungsträger, die Felsen des Glaubens. Menschliches Versagen gibt es auf allen Ebenen, und über allem religiösen Betrieb liegt der Staub der alltäglichen Hoffnungsmüdigkeit.
„Ich habe euch lieb, spricht der Herr.“ (1,2) ist Gottes leise Antwort in dieser Lage – werbend, mahnend, bittend wie bei dem, der erst viele, viele Generationen später zur Welt kam. Hilflos und schreiend und doch wird auf diesem Weg die Wende eingeleitet. Eine Schule der Hoffnung und des Wartens immer neu.