Die Bibel lesen

Woche vom 24. bis 30. Oktober

Sonntag:    Psalm 19
Montag:     Lukas 13, 22-30
Dienstag:     Lukas 13, 31-35
Mittwoch:     Lukas 14, 1-6
Donnerstag:     Lukas 14, 7-14
Freitag:     Lukas 14, 15-24
Samstag:     Lukas 14, 25-35

Was ist richtiges und was ist falsches Leben? Mit dieser Frage hat sich schon die Bibellese der letzten Woche auseinandergesetzt. Abschließend beantwortet ist nach Lukas 13,21 aber noch nichts. Stattdessen bringt das Lukasevangelium an dieser Stelle eine neue Perspektive ein: Und er ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem (Lukas 13,22). Der lukanische Jesus ist kein Lehrer, der an einem Ort sitzt und darauf wartet, dass die Leute zu ihm kommen, sondern er macht sich selbst auf. Und noch eine Perspektive betont der Anfang unserer Bibellese: Spätestens hier beginnt der Weg nach Jerusalem, in die Passion. Entlang dieses Wegs stößt die Leserschaft auf bekannte Verse, die allerdings handfeste Zumutungen enthalten. Es sind Zumutungen, die den Kern lukanischer Theologie ausmachen: Umkehr der Menschen und Umkehrung der Verhältnisse ist das Programm.

Da ist zunächst die grundsätzliche Aussage, dass die Ersten und Letzten ihre Plätze tauschen (Lukas 13,30). Wenig später folgt die Erzählung von dem Menschen, der ein großes Abendmahl feiert und viele dazu einlädt (Lukas 14,16). Und während man noch an der Frage hängt, wer denn diese Menschen erster Wahl sind, ist zu lesen, dass genau diese die Einladung ausschlagen. Der Gastgeber reagiert zornig (Lukas 14,21a) und kündigt harte Konsequenzen an: Keiner derjenigen, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken. (Lukas 14,24). Die Einladung geht stattdessen an andere: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. … Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. (Lukas 14,21b. 23b)

Noch deutlicher werden die Zumutungen im abschließenden Abschnitt. Die Luther-Übersetzung verwendet die neutrale Überschrift „Von der Nachfolge“. Die Zürcher Bibel formuliert pointierter: „Von den Kosten der Nachfolge“. Ja, die Nachfolge hat ihren Preis: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern, dazu auch sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein. … Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. … Wer sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein. (Lukas 14,26.27.31.)

Und wieder bietet Lukas keine einfachen Texte zum Wohlfühlen. In immer neuen Sequenzen wird die Frage an die Schülerinnen und Schüler Jesu auch direkt den Lesern der Gegenwart gestellt: Wie ernst meinst du es mit der Nachfolge?

Dr. Michael Schneider ist Leiter des Dekanats und Dozent für Neues Testament, Liturgik und Hymnologie am Fachbereich Evangelische Theologie Universität Frankfurt am Main.