Sonntag: Psalm 28
Montag: Esra 5, 1-17
Dienstag: Esra 6, 1-22
Mittwoch: Esra 7, 1-28
Donnerstag: Haggai 1, 1-15
Freitag: Haggai 2, 1-9
Samstag: Haggai 2, 10-23
Obwohl Esra und Nehemia (zusammen mit den Chronikbüchern) ein einheitliches Geschichtswerk bilden, lesen wir das kurze Haggai-Buch jetzt dazwischen, weil dieser Prophet mit in die Epoche des Wiederaufbaus gehört.
Bei Haggai wissen wir genau, wann er aufgetreten ist, denn die Angaben sind auf die Regierungszeit des persischen Königs Darius I. bezogen, die exakt bestimmt werden kann. Auf unsere Chronologie umgerechnet handelt es sich um das Jahr 520 vor Christus. Dies sind die präzisesten und für den Forscher einfachsten Zeitangaben im Alten Testament überhaupt. Sie bilden so etwas wie einen Peilpunkt für die Datierung anderer Zeitangaben. Während im Esrabuch der Eindruck blieb, der Tempelbau sei zwar begonnen, dann aber wegen etlicher externer wie interner Schwierigkeiten zum Erliegen gekommen, wird hier gesagt, dass der Bau durch die Prophetie des Haggai (und Sacharja) richtig in Gang gekommen sei.
Es wird hier in einer Klarheit, die auch im Alten Testament ungewöhnlich ist, dokumentiert, wie prophetisches Wort und prophetisches Handeln direkt in die Zeitläufte eingreifen und sie gestalten. Zur Situation: Die Teile des Volkes, die aus der Gola, dem Exil heimkehrten und die Masse derer, die zu Hause geblieben waren, bieten schon wieder ein ähnlich trübes Bild wie die Generationen vor der Katastrophe. Sie denken an ihre Häuser und Äcker und Geschäfte und haben offenbar noch immer nicht begriffen, dass ihre Existenz, die innere, wesentliche und die äußere, wirtschaftliche allein daran hängt, dass Jahwe empfängt, was ihm zukommt. Das genau aber ist der Stachel, den die Prophetie in die Herzen der Menschen zu setzen hat: Habt ihr denn nichts gelernt? Baut das Herzstück Jerusalems, den Tempel endlich neu! Erst dann wird es euch gut gehen!
Anders als bei allen anderen Prophetinnen und Propheten Israels geht es bei Haggai nicht um die Kritik etwa von sozialen Missständen, um Ungerechtigkeit oder ungleiche Besteuerung. Bei Haggai ist alles auf den Tempel bezogen. Sogar die Ernteausfälle jener Zeit sieht er darin begründet, dass das Volk den Aufbau des Tempels nicht nachdrücklich genug betreibt, also seine Seele, seine Identität vernachlässigt.
In Kapitel 4 zeigte sich der Konflikt zwischen Dagebliebenen und Rückkehrern. Der Tempelbau sollte ausschließlich auf dem Erlass der Kyros beruhen, also von denen geleistet werden, die durch die Läuterung des Exils gegangen waren. Darin liegt vermutlich auch ein wesentlicher Grund für die Niederschrift und Überlieferung des Buches. Man soll später sagen: Wir hätten es wissen müssen, wissen können!
Nicht zuletzt wird in dieser Aufbauzeit die Einhaltung des Sabbatgebotes neu bekräftigt – bis heute ein wesentliches Kennzeichen jüdischer Frömmigkeit.