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Die Bibel lesen

Woche vom 8. bis 14. November

Sonntag:    Psalm 90
Montag:     Jeremia 39, 1-18
Dienstag:     Jeremia 40, 1-16
Mittwoch:     Jeremia 41, 1-18
Donnerstag:     Jeremia 42, 1-22
Freitag:     Jeremia 43, 1-13
Samstag:     Jeremia 45, 1-5

Bereits in Jeremia 36 war berichtet worden, dass Jeremia die Worte, die Gott ihm sagte, aufschreiben sollte. Er diktierte sie dem Schreiber Baruch (vergleiche 32,11-15). Dessen Schriftrolle wird im Tempel vorgelesen, dann bei Hof, wo sie der König Jojakim Abschnitt für Abschnitt verbrennt. Woraufhin Baruch die Worte erneut aufschreibt, „und es wurden zu ihnen noch viele ähnliche Worte hinzugetan“ (36,32).

Das ist ein Hinweis auf das Wachstum des Jeremiabuches: Wenn am Anfang die mündliche Verkündigung durch den Propheten stand, so folgte ihre Verschriftlichung, vielleicht in Form der „Urschrift“, die Baruch geschrieben hatte, der dann weitere Spruchsammlungen wie zum Beispiel das schon erwähnte „Trostbüchlein für Ephraim“ hinzugefügt wurden. Dazu kamen Berichte über Jeremia und die Folgen seiner Verkündigung und seine Klagegebete.

Die Kapitel 46-52 schließlich fügen noch Worte an, die sich überwiegend gegen benachbarte Völker richten. In all dem gilt: Das Gericht ist unausweichlich, die Gnade ist allein Gottes Gabe, wie es auch in dem Trostwort für Baruch zum Ausdruck kommt (45,1-5).

Rätselhaft bleibt, dass zwar das Leben des Schreibers Baruch verschont bleiben soll, dass Jeremia aber mehrfach gefangengenommen und misshandelt wird. Verstörend ist, dass ihn zwar der König Nebukadnezar am Leben lässt, dass er aber nach dem Untergang Jerusalems nach Ägypten verschleppt wird und sich seine Spur dort verliert.

„Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleib bereitete…ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der Herr“ (1,4.8) – und jetzt? Was ist das Leben mit Gott, wenn es auch so verlaufen kann? Was wäre, wenn das Wort Gottes dennoch und auch so zum Ziel käme, dass nicht am Ende Glanz und Triumph derer stünde, die darauf trauen? Dann müsste der Glaube mit dem Fragment leben lernen. Damit, dass Glaubenswege immer nur Teil eines größeren Ganzen sind und dass auch Leidenswege dazugehören.

Wir müssten mit einer Kirche leben lernen, die nicht Siegerin ist und es auch nicht sein will. Nicht Siegerin, sondern Dienerin. Denn darin liegt die Stärke des Glaubens, wie ihn auch das Jeremiabuch vor Augen stellt: Jeremia saß in der Finsternis der Zisterne. Er sah den Himmel über sich, hatte dieses Gegenüber: Gott. Im Leiden, an den Tiefpunkten des Lebens und auch in der Glanzlosigkeit des Alltags reißt das Gespräch mit Gott nicht ab. Es reißt von Gott her nicht ab. So aber kommt Gottes Wort zum Ziel, dass andere genau das an uns wahrnehmen. Man wird Christen und Christinnen nicht an ihren Erfolgen erkennen können. Aber an ihrer Hoffnung und an ihren Gebeten.