Die Bibel lesen

Woche vom 20. bis 26. September

Sonntag:    Psalm 127
Montag:     2. Korinther 7, 5-16
Dienstag:     2. Korinther 8, 1-9
Mittwoch:     2. Korinther 8, 10-24
Donnerstag:     2. Korinther 9, 1-9
Freitag:     2. Korinther 9, 10-15
Samstag:     2. Korinther 10, 1-11

Ja, es gibt auch unter Christinnen und Christen Konflikte und Anfeindungen, auch falsche und kränkende Unterstellungen, wie dieser frühe Brief des Paulus zeigt. Er zeigt allerdings auch, wie damit hilfreich umgegangen werden kann. Paulus hat den Konflikt nicht verharmlost oder heruntergespielt. Nach seinem gescheiterten Besuch hat er in Briefform deutliche Worte gefunden. Er hat die Gemeinde zurechtgewiesen. Die Reaktion war nicht gleich Freude, sondern Traurigkeit, vermutlich auch Ärger. Seine klaren Worte haben aber letztlich zum Nachdenken und zur Veränderung geführt. Insofern haben wir es mit einem frühen Konfliktlösungsmodell zu tun. Der deutlichen Klärung schließt sich nämlich nicht nur Umkehr, sondern auch, wie wir schon lasen, Vergebung und Versöhnung an. Aus diesem Prozess haben letztlich alle neue Kraft und Zuversicht, ja Freude gewonnen.

Kapitel 8 ist der erste schriftliche Aufruf zur Kollekte für die Urgemeinde in Jerusalem. Es geht um finanziellen Ausgleich zwischen armen und reichen Gemeinden. Und es geht um ein Zeichen für den Zusammenhalt und die Einheit der jungen christlichen Kirche. Auch so soll der alte Konflikt zwischen judenchristlichen und „heiden“-christlichen Gemeinden und damit der Missionstätigkeit der elf Apostel und der des nachberufenen Paulus als beseitigt gezeigt werden. Wohl war von dieser Kollekte bereits die Rede gewesen. Nun soll, dem guten Vorbild der Gemeinde in Mazedonien folgend, Geld zusammengelegt werden.

Wer viele gute Geistesgaben empfangen hat, der oder die soll auch reichlich materiell geben. Großzügigkeit als Erweis echter Nächstenliebe! Sie wird mit Jesu Weg theologisch legitimiert. Christus hat sich, wie in alten Christusliedern besungen, selbst erniedrigt, arm gemacht, indem er Mensch wurde. Und mit dieser Solidarität zu uns hat er uns den Reichtum der Gnade Gottes erschlossen und geschenkt. Niemand soll sich bei der Kollekte übernehmen. Damit nicht wieder falsche Verdächtigungen aufkommen, wird schon hier das „Zwei-Augen-Prinzip“ angewandt: Titus wird mit einem weiteren Gefährten des Paulus die Kollekte sammeln. Zu dritt werden sie sie schließlich nach Rom bringen.

In Kapitel 9 geht es noch einmal um diese Kollekte. Möglicherweise war dieser Aufruf ursprünglich nicht an Korinth, sondern an die Gemeinden in Achaia gerichtet.
Kapitel 10 setzt den Tränenbrief fort. Paulus kündigt an, dass er nun nicht nur im Brief, sondern, wenn nötig auch vor Ort stark und mit deutlichen Worten auftreten wird. Seine Schwäche im Auftreten wurde als Beleg gegen seine Legitimität als Apos­tel benutzt.