Sonntag: Psalm 22, 1-22
Montag: Hiob 8, 1-22
Dienstag: Hiob 9, 1-35
Mittwoch: Hiob 11, 1-20
Donnerstag: Hiob 12, 1-25
Freitag: Hiob 14, 1-22
Samstag: Hiob 19, 1-29
Die Rahmenhandlung des Hiob-Buches ist später hinzugefügt. Sie ist geradezu eine Glaubensaussage, denn sie macht klar, dass persönliches Leid auch von einer ganz anderen Ebene betrachtet werden kann. In Angst und Verzweiflung verengt sich oft der Blick, das kann jede und jeder aus eigenen Krisenzeiten nachempfinden. Durch diese andere Sicht der Dinge öffnet sich jedoch für den Leser bereits vorher der Blick in das Handeln Gottes.
Eine wichtige Rolle spielt dabei Satan. Er wird eingeführt als einer der Gottessöhne, und nimmt am himmlischen Gerichtshof die Aufgabe eines Staatsanwaltes wahr. Er handelt also im Sinne der göttlichen Gerechtigkeit, wenn er seinen Anfangsverdacht überprüfen will. Der besteht darin, dass Hiob nur deswegen fromm sein könnte, weil er im Wohlstand lebt.
Man muss sich das Besondere dieses Vorgangs im Umfeld der damaligen (und wohl auch heutigen) Zeit bewusst machen, um seine Zuspitzung zu begreifen: Satan ist hier kein Gegengott oder auch nur eine Gegenmacht, wie das in den dualistischen Religionen (Persien) behauptet wird. Der Satan ist bei Hiob noch nicht einmal ein Versucher oder Verlocker, kein Verwirrer oder Durcheinanderbringer – wie es die Griechen mit dem Begriff „diabolos“ zum Ausdruck bringen, von dem das deutsche Wort „Teufel“ entlehnt ist.
Und er verwaltet auch kein Schattenreich der Toten, keinen Hades oder gar eine Hölle, wo er Menschen durch grausame Folter für ihre Untaten bestraft. Genau genommen gehört Satan noch nicht einmal auf die Seite des Bösen, weil Gottes Allmacht auch nicht ansatzweise in Frage gestellt wird. Satan kann ermitteln, auf die Probe stellen, prüfen. Ausschließlich in der begrenzten Vollmacht, die Gott gegeben hat. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger. Der Mensch bleibt in jedem Fall Geschöpf Gottes, allein auf ihn gewiesen und allein vor ihm verantwortlich. Bedeutsam dabei bleibt, dass Hiob niemals zu einer Marionette der himmlischen Entscheidungen wird. Er wird auf die Probe gestellt, nicht entmündigt.
Dem leidenden Hiob ist der Hintergrund verborgen! Dem Leser krampft es mit diesem Wissen das Herz zusammen, wenn er die Wucht des Leides sieht und zu der Frage kommt: „Wie würdest du dich in ähnlicher Lage verhalten?“
In dieser Situation treten die Freunde auf, und sie stellen die „üblichen Fragen“. Im Angesicht des Elends verschlägt es ihnen allerdings zuerst die Sprache. Sie schweigen. Aber sie verschließen die Augen nicht. Und vor allem: Sie gehen nicht weg! Aber dann machen sie sich auf die Suche nach der Schuld. Hat Hiob bewusst oder unbewusst Schuld auf sich geladen? Oder seine Familie, seine Eltern vielleicht oder seine Kinder? Hat sein Volk (sein Stamm) gesündigt? Es muss doch einen Grund geben…