Die Bibel Lesen

Woche vom 14. bis 20. Juli

Sonntag:    Psalm 100
Montag:     Matthäus 4, 18-25
Dienstag:     Matthäus 5, 1-12
Mittwoch:     Matthäus 5, 13-16
Donnerstag:     Matthäus 5, 17-20
Freitag:     Matthäus 5, 21-26
Samstag:     Matthäus 5, 27-32

Kein Frieden in unserer Zeit. Das prophezeit Jesus denen, die ihm zuhören, zu Beginn der Bergpredigt. Kein „Weiter so!“, sondern Konflikte jetzt und in Zukunft, Abschiede vom Gewohnten. Die Bergpredigt im Matthäus­evangelium ist kein beruhigender Text. Sie weckt Unruhe, baut Spannungsbögen auf, setzt starke Kontraste. Gerade noch hatte Jesus Menschen in seine Nachfolge gerufen, sie aus ihren Familien und ihren Berufen in ein Leben des Aufbruchs und der Ungewissheit geführt.

Nun ist niemand mehr, was er auf den ersten Blick zu sein scheint: Handwerker und Fischer werden zu Predigern und Heilern. Leidende erfahren nicht nur billigen Trost, sie werden geheilt. Die weniger Geistreichen, die Sanften und die Verfolgten werden Himmel und Erde besitzen. Gerechtigkeit wird mehr als eine politische Parole – diejenigen, die sich jeden Tag nach ihr verzehren, werden satt werden. Gerechtigkeit und Herrschaft werden endlich zueinander finden. Die Barmherzigen, die Gutmenschen und Friedfertigen sind nun nicht mehr die Dummen, sondern die Suchenden und Sehenden, die geliebten Kinder Gottes. Sie werden nicht auf Hoffnung hin vertröstet. Sie erfahren Barmherzigkeit in ihrem Leben am eigenen Leib!

Zugleich wird den Sanften, den Sehnsüchtigen und Suchenden aber auch viel abverlangt. Sie müssen sich jetzt und immer wieder entscheiden zwischen dem richtigen Weg und dem leichten. Wie sich Jesus in der Wüste entscheiden musste, so drängt die Bergpredigt die, die ihm nachfolgen: Wollt ihr eurem Leben und dem Leben in euren Gemeinschaften Würze verleihen oder wollt ihr unbehelligt, aber fade vor euch hinleben? Wollt ihr euer Leben zum Leuchten bringen und anderen ein Licht an dunklen Orten sein oder wollt ihr euch im Halbschatten des scheinbar Gesicherten und Gewohnten einrichten?

Jesus geht es in der Bergpredigt keineswegs darum, anderen mit selbstgerechter Moral die Suppe zu versalzen oder sie mit der eigenen Frömmigkeit zu überstrahlen. Hier geht es um das eigene Leben, um die eigenen Entscheidungen im Angesicht des nahen Gottes. Es geht um freie Entscheidungen und rechtliche Bindungen, um Aggression und Hassgefühle, um Treue und Untreue hier, heute, in diesem konkreten Leben. Das Matthäusevangelium fragt nicht: Ist das machbar? Es ist möglich, möglich durch uns, aber vor allem möglich durch Gott. Die Bergpredigt eröffnet einen Raum des Möglichen für die Barmherzigen und Sanften, für die Leidenden und Bedrängten. Sie ist kein Ethikhandbuch für die Perfektionierten und (Selbst-)Gerechten, sondern ein Wegweiser für die Suchenden und Lebendigen. Der Weg lohnt sich.