Die Bibel lesen

Woche vom 10. bis 16. Februar Sonntag: Psalm 63 Montag: Römer 8, 18-25 Dienstag: Römer 8, 26-30 Mittwoch: Römer 8, 31-39 Donnerstag: Römer 9, 1-5 Freitag: Römer 9, 6-13 Samstag: Römer 9, 14-29

Paulus geht jetzt auf die Leiden ein, denen die Christen ausgesetzt sind. Sie sind anders zu ertragen, wenn sie in einen Zusammenhang eingeordnet werden: Sie sind einerseits Ausdruck der Gleichgestaltung mit Christus selbst, die in der Taufe gesetzt ist, zugleich sind sie auch Vorzeichen der Offenbarung der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Drittens dienen sie denen, die erwählt sind, zum Guten (8,28). Paulus bezieht die Verheißung, dass die Kinder Gottes offenbar werden und das Leiden an Tod und Vergänglichkeit endet, auf den weiten Horizont der gesamten Schöpfung.
Das ist ein Gegengewicht zu der Sichtweise unserer Zeit, die so häufig nur den Einzelnen und die Individualität in den Mittelpunkt stellt. Mit der tröstlichen Vergewisserung, dass die, die zu Christus gehören, untrennbar mit ihm verbunden bleiben, schließt der erste große Abschnitt des Römerbriefes. Die folgenden Kapitel 9-11 wenden sich der Frage zu: Was bedeutet das Heil, das den Menschen in Christus zuteilwird, für das Volk, aus dem Paulus selbst stammt? Werden die Erwählung, die Verheißungen an Israel jetzt ungültig? Ist die Kirche gar die legitime Nachfolgerin des erwählten Volkes, wie es Theologen in der Vergangenheit mit verheerenden Folgen für das Verhältnis zwischen Christen und Juden gesehen haben?
Die innere Beteiligung ist bei Paulus hier deutlich zu spüren. Es schmerzt ihn, dass das, was er für sich als Heil erkannt hat, bei seinem eigenen Volk auf Ablehnung stößt. Es schmerzt deshalb, weil den Israeliten eigentlich all das gehört, was für ihn so wesentlich ist: Kindschaft, Herrlichkeit, Bundessschlüsse, Gesetz, Gottesdienst, Verheißungen, ja, Jesus selbst stammt aus diesem Volk! Paulus kann darüber nur die Größe Gottes preisen (9,5). Er stellt sich aber im Folgenden dem Gedanken, dass Gott frei darin ist, wen er erwählt. Waren nicht die Werke ausschlaggebend, so ist es auch nicht die Herkunft.
Gottes Erwählung vollzieht sich quer zu diesen Kategorien. Sie ist immer wieder der Punkt, an dem Menschen sich reiben: Ist das gerecht, wenn so gar kein Prinzip hinter der Wahl Gottes zu erkennen ist? Ist das nicht Willkür? Auch wenn sie verstörend wirkt, hält Paulus an dieser Freiheit Gottes fest, weil sonst das Maß seiner Gnade eingeschränkt wird: Wenn der Mensch doch Einfluss nehmen kann, sei es durch Taten oder durch formale Zugehörigkeit zu einem Volk, so macht sich Gott abhängig von menschlichen Voraussetzungen. So wäre Erbarmen schließlich nicht mehr Erbarmen, sondern menschlicher Anspruch.