Die Bibel lesen

Woche vom 24. bis 30. Juni

Sonntag:    Psalm 58
Montag:     Hosea 2, 16-25
Dienstag:     Hosea 3, 1-5
Mittwoch:     Hosea 4, 1-14
Donnerstag:     Hosea 5, 8-15
Freitag:     Hosea 6, 1-6
Samstag:     Hosea 8, 1-14

Früher meinte man, dass die „Ehegeschichte“ des Hosea nur ein Sinnbild ohne direkten biographischen Bezug sei. Aber gegen diese Annahme spricht zu viel, nicht nur das dramatische Gefühl, das man noch heute beim Lesen hat. Allerdings bleiben viele Fragen offen: Handelt es sich bei der Frau um eine „normale“ Hure oder aber um eine sogenannte Tempeldirne, die bei kanaanäischen Kulten üblich waren? Auch nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass es sich gar nicht um eine eheliche Untreue gehandelt hat, sondern um eine religiöse, dass die Frau also in der Ehe ihren Glauben gewechselt und damit weniger ihren Mann als vor allem Gott betrogen hat.
Es ist bei den Turbulenzen jener Zeit nicht verwunderlich, dass wir bei Hosea überwiegend Drohworte finden. Die wurden offenbar auch in Jerusalem, also im noch existierenden Südreich, aufmerksam beachtet. Aus dem Nordreich scheint sich in jenen Unruhen eine regelrechte Flüchtlingswelle in das besser geschützte Jerusalem ergossen zu haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Hosea unter diesen Flüchtlingen war oder einige seiner Schüler, die auf diese Weise die Niederschriften seiner Verkündigung dorthin brachten.

Wie grundsätzlich bei aller biblischen Prophetie gilt auch bei der des Hosea, dass nichts Neues gesagt wird, keine Ergänzung oder gar Veränderung der Tora. Wieder geht es „nur“ um die Anwendung und Umsetzung dessen, was Gott von seinen Geschöpfen und insbesondere von seinem Volk erwartet. Auch hier wird Verkündigung deswegen brisant, weil sie konkret wird. Der Ungehorsam und die Untreue – wie es hier heißt – zeigen dabei auch die Rolle des Menschen, die ja nicht als willenlose Werkzeuge und dumpfe Untertanen angesprochen werden, sondern als Vertragspartner, jedenfalls in einem solchen Verhältnis zu Gott, das mit der Rechtsform einer Ehe verglichen werden kann.

Das ist anders als bei den Kanaanäern, die den Zyklus der Jahreszeiten als einen Kampf der Götter darstellten und Regen, Ernte, Trockenheit und Hunger durch ihren Kult begleiteten, ja – nach ihrem Verständnis – in Gang hielten. Dabei spielten Fruchtbarkeitsrituale und die „Heilige Hochzeit“ eine Rolle. Dieser Kultur in den Städten war die „Wüstenkultur“ des Volkes Israel schroff entgegengesetzt. Nicht ein Vielerlei an Gottheiten, sondern der eine Gott! Bildlos, ohne Statuen und Figuren! Dazu kommt, dass das Überleben in der Wüste nur bei großer Disziplin möglich ist und zwar Begeisterung, nicht aber Ausschweifung duldet.