Die Bibel lesen

Woche vom 11. bis 17. März

Sonntag:    Psalm 57
Montag:     Johannes 13, 31-38
Dienstag:     Johannes 14, 1-14
Mittwoch:     Johannes 14, 15-26
Donnerstag:     Johannes 14, 27-31
Freitag:      Johannes 15, 1-8
Samstag:     Johannes 15, 9-17

Die Abschnitte für diese Woche heben die fast zeitlose Lebendigkeit der Johannesüberlieferung hervor. Gerade die Reden, in denen Jesus Abschied nimmt, lesen sich streckenweise wie ein Dialog mit fragenden Menschen unserer Zeit, die ihren Glauben zwischen Zweifel und Vertrauen, Angst und Hoffnung suchen. Immer wieder geht es um das Verhältnis Gott und Jesus. Gott ist der Vater, der zwar über aller Zeit und über allem Raum stehende unsichtbare und unerreichbare Schöpfer, der aber nun für seine Geschöpfe nicht mehr nur Jahwe – „ich bin der ich bin“ – genannt wird, sondern eben wie in einer menschlichen Familie als Vater angeredet werden darf. Dazu ist Jesus, der Sohn, und für die Menschen dann der Bruder, der sichtbare Begleiter, der mit mir auf dem Wege ist.

Der Abschnitt 14,15ff. liest sich wie eine Vorbereitung dessen, was später als Lehre von der Dreieinigkeit zum zentralen christlichen Glaubensbekenntnis wurde. Der Geist Gottes wird im Hebräischen mit dem – übrigens weiblichen – Wort „ruah“, dem sanften Wüstenwind, ausgedrückt, griechisch steht jetzt bei Johannes das sächliche Wort für Luft, „pneuma“, was im lateinischen Bekenntnis dann mit dem männlichen „spiritus“ übersetzt wurde. Das deutsche Wort Geist bleibt nicht in dieser Tradition, sondern geht auf das germanische „gheis“ zurück, das ursprünglich „erregt, aufgebracht und ergriffen sein“ zum Ausdruck brachte und dann „Geist, Seele, Gemüt“ bedeutete, aber eben auch „überirdisches Wesen, Gespenst“.
Der Heilige Geist ist vor allem der Tröster. Das griechische Wort dafür hat ebenfalls eine breite Bedeutung. Der „Paraklet“ ist der Beistand, der Anwalt, der eine Sache vor Gericht führt und ganz allgemein der Fürsprecher, der sich mit Wort, aber auch Tat für einen anderen einsetzt. Der Heilige Geist bedeutet darum: Gott ist bei mir, mit mir, für mich, ja sogar in mir! Derselbe Gott, der auf der einen Seite der „ganz Andere“, der Unvorstellbare und Unnahbare ist und auch bleiben wird, ist andererseits eben jener Tröster, der wie eine brüderliche, schützende und bewahrende, geradezu mütterliche Gestalt beim Menschen ist.

Zentral ist auch das Liebesgebot (15,9ff.), das hier aber nicht wie bei den Synoptikern „..liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ ausgeführt wird, sondern „Ihr sollt euch so lieben wie ich, Jesus, euch liebe“(5,12).Der griechische Begriff „agape“ meint Liebe als warmherzige, barmherzige, aber auch tatkräftige und offene, geschwisterliche und verlässliche Zuwendung zum Mitmenschen.