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Die Bibel lesen

Woche vom 30. Juli bis 5. August

Sonntag:     Psalm 21
Montag:     Apostelgeschichte 18, 1-22
Dienstag:     Apostelgeschichte 18, 23–19,7
Mittwoch: Apostelgeschichte 19, 8-22
Donnerstag: Apostelgeschichte 19, 23-40
Freitag:     Apostelgeschichte 20, 1-16
Samstag:     Apostelgeschichte 20, 17-38

Die Bibellese geht nun wieder mit dem Bericht der Apostelgeschichte weiter: Paulus hat inzwischen Philippi verlassen, ist nach Hellas gereist. Er hat Athen und Korinth erreicht, also das geistige Zentrum der griechischen Kultur. Bereits um 600 v. Chr. – etwa mit dem Philosphen Thales – fing man dort an, nicht mehr in Mythen Erklärungen über die Götter und Menschen und überhaupt die Welt zu suchen, sondern sich über das eigene Denken, das Philosophieren Fragen zu beantworten. Wer bestimmt und verantwortet eigentlich das Handeln des Menschen? Wie sollte eine Stadt, eine Gesellschaft aufgebaut und geordnet sein? Platon und Aristoteles bauen beeindruckende Gedankensysteme auf, aber ab dem 3. Jahrhundert vor Christus auch die Epikureer und Stoiker, die noch stärker die Ethik, die „Handlungsebene“, einbeziehen. Alle diese Fragen werden später auch in der Entwicklung der christlichen Gedankenwelt „verarbeitet“ werden.
Die Areopag-Rede des Paulus in Athen ist nur ein erstes Herantasten, aber sie zeigt auch, dass die Kirche die Herausforderung und auch Hilfe dieses Denkens annehmen wollte.

Bei dem Auftritt des Apostels in den Hochburgen des Griechentums muss man die oft heftigen Spannungen im Blick behalten, die diese Kultur mit dem orthodoxen Judentum gehabt hat. In manchen Kreisen dort galt sie als der Abfall vom Glauben schlechthin, in anderen war griechisch modern, während die (nicht nur) in Jerusalem beheimatete Orthodoxie als verknöchert galt. Diese Spannungen gab es natürlich nicht nur im Judentum, sondern im Laufe der Zeit auch in christlichen Gemeinden.
Denn die Frage bleibt ja: Von welchem Punkt an wird gelebte Rechtgläubigkeit zur lebensfeindlichen Verhärtung und – andererseits – von welchem Punkt an wird die Freiheit eines Christenmenschen zur Auflösung der gemeinsamen Grundwerte in die Beliebigkeit? Dieser Abwägungsprozess ist bis heute spannend, oft sogar atemberaubend geblieben. Hochinteressant ist auch der „Aufruhr des Demetrius“ (19,23), wo weder philosophische oder religiöse, sondern rein wirtschaftliche Interessen der Verkündigung im Wege stehen. Der Kult der Diana – und damit auch die wirtschaftliche Grundlage vieler Leute dort – ist später vom Christentum „aufgesogen“, einige sagen „getauft“ worden und hat etwa in der Marienverehrung weitergelebt.