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Die Bibel lesen

Woche vom 28. Mai bis 3. Juni

Sonntag:        Psalm 27
Montag:         Apostelgeschichte 4, 23-31
Dienstag:      Apostelgeschichte 4, 32-37
Mittwoch:     Apostelgeschichte 5, 1-11
Donnerstag: Apostelgeschichte 5, 12-16
Freitag:           Apostelgeschichte 5, 17-33
Samstag:       Apostelgeschichte 5, 34-42

Lukas erwähnt besonders die Tatsache, dass in der ersten Gemeinde Gütergemeinschaft herrschte. Man kann bis heute nicht das Abendmahl feiern, wenn der eine alles hat und der andere nichts. Das Abendmahl öffnet und ebnet den Weg zu einer gerechten Gesellschaft. Wieweit das damals intern verpflichtend wurde und wie weit sich diese Gütergemeinschaft tatsächlich erstreckte, mag offen bleiben. Ideologisiert zu einem „Kommunismus der Urkirche“ war das auf jeden Fall nicht. Vielleicht dachte schon die Gemeinde zur Zeit des Lukas dabei an eine „gute alte Zeit“ zurück, weil sie die Kluft neu spürte, die sich auftat, zwischen dem „wie es leider immer noch unter Menschen ist“ und dem „wie es um Gottes willen sein könnte“. Da sind eben auch schon kurze Zeit nach den begeisternden Neuanfängen die lähmende Last alter Gewohnheiten und eine gewisse Oberflächlichkeit zu spüren, was die Konsequenzen des Glaubens im Alltag betraf.

Alle diese Schilderungen illustrieren für diese frühe Epoche die viel spätere (18./19. Jahrhundert) Feststellung des Theologen Friedrich Schleiermacher: „Ich konstatiere kein Christentum ohne Gemeinschaft“. In der Gemeinschaft ist das Teilen die wichtigste Tugend. Von daher trachtete die Urgemeinde nach einer gerechten Gesellschaft durch Geben und Nehmen. Auf einem Kollektengefäß stand: „Wer hat, gibt; wer braucht, nimmt.“ Das war keine Verteufelung von Wohlstand, wohl aber einen menschlichen Umgang mit Eigentum und Einkommen, wie es einer großen Familie geziemt.

Einen wichtigen Aspekt zeigt die Angelegenheit von Ananias und Saphira. Nicht das Behaltenwollen, sondern das So-tun-als-Ob ist verwerflich. Diese frömmelnde Heuchelei nach außen, so als ob sie restlos alles in Gottes Hand gelegt hätten! Die Wahrhaftigkeit ist also eine wesentliche Voraussetzung einer gerechten Gesellschaft, weil ohne sie keine Einmütigkeit möglich ist. Solche Einmütigkeit ist ein Gleichklang der Gesinnung oder besser der Lebens- und Glaubenshaltung. Das heißt nicht, dass es keine Unterschiede und keinen Streit in der frühen Gemeinde gegeben hätte.

Dahinter steht kein Uniformitätszwang, sondern der Wille zum Miteinander in Frieden. Sehr bald wurden darum Verfahren entwickelt, wie denn Streit zu schlichten sei.
Bemerkenswert ist der Rat des Gamaliel. Der war ein bekannter „Professor“. Als man „höheren Orts“ überlegte, was man denn wohl mit den unbequemen Aposteln tun sollte, riet dieser weise Gelehrte zur Geduld. Gewalt schafft nur Märtyrer, und wenn eine Sache von Gott ist, dann kann sie ohnehin kein Mensch aufhalten.