Die Basisbibel

Pröpstin Christina-Maria Bammel stellt einmal im Monat Konzepte zu Gegenwartsfragen, ­Papiere ­innovative Zukunftsprojekte, aber auch Ereignisse der kirchlichen Vergangenheit auf den Prüfstand. Diesmal geht es um die Basisbibel.

Von Christina-Maria Bammel

21-1-21 ist das Datum der Basisbibel-Gesamtausgabe. 500 Jahre nach ­Luthers Übersetzung des Neuen ­Testaments – mit ein bisschen Hilfe der Wittenberger Kollegen. Teamwork ist auch die Basisbibel. Ähnlich dem Ansinnen Luthers liegt auch ihr an Nähe zu den Texten in hebrä­ischer und griechischer Sprache. ­Luthers Maxime war, dass die ­Mutter im Haus, die Kinder auf den Gassen und jeder Marktgänger die Sprache der Heiligen Schriften ­versteht. Die Basisbibel ist ähnlich orientiert, nur dass Kinder, Haus und Markt in der Zwischenzeit neue ­Welten erschlossen haben. Digitale Welten! Empfohlen wurde die Basisbibel als Erstbegegnungstext. Kritik gibt es auch: Historisch verzerrend und infantilisierend sei manche Sprachwahl. Nimmt da nicht Tiefe und Schönheit der Sprache Schaden? ­Solche Kritik ist so sicher wie der Frühling nach dem Winter. ­Allerdings ist nicht mehr die Zeit heftiger polemischer Angriffe wie damals bei der Bibel in gerechter Sprache. Nicht die gerechte Sprache ist heute der Aufreger im Gottesdienst, sondern die ungerechte. 

Die Basis-Bibelübersetzung ist im 21. Jahrhundert angekommen. Das lehrt: Was nicht auch digital gebraucht werden kann, wird bald gar nicht mehr gebraucht. Ein Jahrhundert, in dem wir lernen, leicht zugängliche Sprache als nicht weniger gehaltvoll anzusehen. „Geheimnis“ ist eine mir sehr lieb gewordene ­Kategorie des Glaubens. Es legt nur keinen Wert darauf, dass der Weg zu ihm über aus dem ­Gebrauch gekommene Sprachberge und Genetivkurven führen muss. Das Geheimnis des Glaubens gehört in Leben und Alltag. Glaubensleben ist Alltagsleben und hat andere Lebens- und Lesegewohnheiten als Generationen zuvor. Als Halt und Basis meines Lebens würde ich schon nennen, was mir die Bibel zu denken und zu danken gibt. Eine Erstbegegnende bin ich also nicht. Es kann nicht zu viel Basisbibel in Gottesdiensten geben! Tun wir nicht so, als sei sie was für Konfis, aber nicht für den ­gebildeten Gottesdienstbesucher. Ich habe sehr gebildete Menschen in und nach Gottesdiensten erlebt, die am Ende meinten: „Für diese Bibeltexte braucht man Abitur …“ 

Mir geht es darum, dass wir ernst nehmen, was wir mit inklusiver ­Kirche und auch inklusiven Sprachräumen meinen: sie von unnötigen Barrieren befreien. Da geht es den Sprachräumen wie den Gemeinderäumen. Wer möchte, dass Menschen mit der Schrift leben und sie nicht nur mal wie ein Museum besuchen, wird die Lesegewohnheiten aller Menschen ernst nehmen. Das Reich Gottes ist für alle begreifbar.