„Die Abrissbirne – ein unerträglicher Gedanke!“

Um die Nikodemuskirche sieht nicht gut aus, der Kirchenkreis stuft sie als „nicht förderfähig“ ein. Einen möglichen Abriss wollen einige Gemeindemitglieder nicht hinnehmen.

Die Nikodemuskirche steht vor einer ungewissen Zukunft
Die Nikodemuskirche steht vor einer ungewissen ZukunftFriederike Lübke

Hamburg. Die unsichere Zukunft der Nikodemuskirche in Hamburg-Ohlsdorf scheint die evangelische Kirchengemeinde Ohlsdorf-Fuhlsbüttel zu entzweien. Eine Gemeindeversammlung hinterließ die Mitglieder des Fördervereins unzufrieden. „Wir bekommen keine konkreten Informationen vom Kirchengemeinderat, und unser Engagement für die Kirche wird nicht wertgeschätzt“, sagte die Vorsitzende, Sabine Oppelt, dem epd auf Anfrage. Die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, der über die Zukunft der Kirche entscheidet, Pastorin Stefanie Günther, sagte dem epd: „Das Lösungsmodell des Fördervereins hat die weiteren Kosten der Gemeinde nicht im Blick, daher halten wir es für nicht umsetzbar.“

Die ehemaligen Gemeinden Ohlsdorf und Fuhlsdorf fusionierten vor mehr als zehn Jahren, seitdem wurden beide Kirchengebäude unterhalten. Die Kirchen sind fast gleich alt, Nikodemus wurde 1959 eingeweiht, St. Marien 1960. Der Kirchenkreis Hamburg-Ost stuft St. Marien als „auf jeden Fall förderfähig“ ein, die Ohlsdorfer Nikodemus als „nicht förderfähig“ – für diese Gebäude bekommen Gemeinden vom Kirchenkreis kein Geld mehr. Wenn sie sie erhalten wollen, müssen sie selbst dafür aufkommen. Dass die Kirche aufgegeben werden soll, wollen einige Ohlsdorfer nicht hinnehmen. Sie gründeten einen Förderverein.

Einnahmen aus Miete

Es sei ein unerträglicher Gedanke, dass vielleicht eines Tages eine Abrissbirne die Nikodemuskirche vernichten soll, sagte Oppelt. Sie könne es hinnehmen, wenn die finanzielle Situation wirklich nicht zu stemmen sei. Doch weil die Gemeinde regelmäßige Mieteinnahmen etwa aus dem angrenzenden Pastorat hat, ist sie sich sicher, dass ein Erhalt der Kirche möglich wäre. Der Förderverein vermutet: Der Kirchenkreis habe kein großes Interesse daran, weil er Eigentümer des Grundstücks ist, auf dem das Gotteshaus steht – ebenso wie des Nachbargrundstücks. Im Falle eines Abrisses könnte dort also großflächig Neues entstehen.

Ein Ringen – seit langem

Es sei seit langem bekannt, dass etwas passieren muss, sagte Pastorin Günther. Es habe bereits sechs Gemeindeversammlungen zur Zukunft der Nikodemuskirche gegeben, und der Kirchengemeinderat (KGR) sei „seit langem am Ringen“. „Doch mittlerweile werden wir zügig entscheiden müssen.“ Die mehrheitliche Meinung der Mitglieder des KGR sei, dass ein Erhalt der Kirche nicht zu stemmen ist. Die Gemeinde sei sonst in drei Jahren zahlungsunfähig. Der Förderverein gehe schlicht und einfach von anderen Zahlen aus.

Eigentlich wollte der Förderverein auf der Versammlung über einen Antrag abstimmen, ob die Gemeinde über alle weiteren Entscheidungen bezüglich der Zukunft der Nikodemuskirche informiert und einbezogen wird. Doch es ging kostbare Zeit mit einer Diskussion über die Nordkirchen-Verfassung verloren, so Oppelt. Ob letztendlich eine gültige Abstimmung oder lediglich eine Meinungsumfrage stattfand, „darüber wird es noch Diskussionen geben“, so die Vereinsvorsitzende. In ihren Augen votierten mit 38 Stimmen mehr als die Hälfte der Anwesenden dafür – „für mich ist der Antrag damit klar angenommen.“ Im nächsten Schritt wird der Kirchengemeinderat tagen. Letztendlich wird er über die Zukunft der Nikodemuskirche entscheiden. (epd)