Die Diakonie Hessen hat auf die bleibend kritische Lage der Pflege hingewiesen. Die vor einer Woche von der Bund-Länder-AG „Zukunftspakt Pflege“ präsentierten Maßnahmen reichten nicht aus: „Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen, Carsten Tag, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Einrichtungen könnten wegen Personalmangels nicht alle Leistungen anbieten, und die steigenden Kosten erforderten immer höhere private Zuzahlungen zur Pflegeversicherung.
Die Diakonie Hessen stellte Ergebnisse einer Umfrage im vergangenen April unter 500 ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen vor, auf die 110 Einrichtungen geantwortet hätten. Demnach mussten 63 Prozent der ambulanten Pflegedienste Anfragen wegen fehlenden Personals ablehnen. Und wo Pflegedienste hinkämen, nähmen immer weniger Menschen die Leistungen in Anspruch, die sie bräuchten, sagte die Pflege-Referentin Sonja Driebold dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Leistungen würden immer teurer, und die Erstattungen der Pflegeversicherung bleiben weit dahinter zurück. Viele pflegebedürftige Menschen ließen sich lieber das Pflegegeld auszahlen. Oft verschlimmere sich deren gesundheitlicher Zustand.
Die stationären Pflegeeinrichtungen sind laut der Umfrage wegen Personalmangels durchschnittlich nur zu 93 Prozent genutzt. Für eine ausreichende Finanzierung sei aber eine Auslastung zu 98 Prozent notwendig, erklärte Driebold. Dies lasse sich in der Praxis schwer realisieren. Manche Einrichtungen müssten einzelne Bereiche schließen oder einen Aufnahmestopp verhängen, weil es nicht genug Pflegepersonal gebe. Bei Aufnahme seien die Kosten derart gestiegen, dass Pflegebedürftige bis zu 3.000 Euro im Monat dazuzahlen müssten. Wer das nicht könne, könne Hilfe zur Pflege vom Sozialamt bekommen. „Die Pflegeversicherung passt nicht mehr“, schloss die Referentin.