Diakone machen Radio

„Unerhört!“ ist das Thema der Woche der Diakonie, die jetzt Anfang September beginnt. Die NDR-Radioandachten dazu stammen von angehenden Diakonen.

Neues Betätigungsfeld: Die angehenden Diakone Marvin Schulze, Isabelle Willemsen, Tobias Macho, Jaira Hoffmann und Thordis Paulsen (v.l.) nehmen ihre Andachten im Studio auf.
Neues Betätigungsfeld: Die angehenden Diakone Marvin Schulze, Isabelle Willemsen, Tobias Macho, Jaira Hoffmann und Thordis Paulsen (v.l.) nehmen ihre Andachten im Studio auf.Oliver Vorwald

Hannover. Es ist eine Situation, die jeder so oder ähnlich kennt: Da sitzt ein junger Mann an einer U-Bahn-Haltestelle. Er wirkt unnahbar, niemand traut sich so recht in seine Nähe. Und dann geschieht etwas Unerwartetes: Plötzlich seufzt dieser Mann eindringlich und beginnt zu weinen. So beginnt die Radioandacht von Jaira Hoffmann. Und sie wirft eine Frage auf, die viele Christen beschäftigt: Wie soll man sich verhalten? Wegschauen und beschäftigt tun? Oder helfen – aber wie?

„Viele Menschen trauen sich nicht oder fühlen sich überfordert“, sagt die 23-jährige Jaira Hoffmann. Doch manchmal helfe schon eine Kleinigkeit. „Ich möchte mit meiner Radioandacht anregen, die Mitmenschen mehr wahrzunehmen.“ Welchen Tipp die angehende Diakonin gibt, das ist in der kommenden Woche in der Reihe „Zwischen­töne“ auf NDR 1 Niedersachsen zu hören. Ihre Andacht und die Andachten von vier weiteren angehenden ­Diakonen widmen sich der Woche der Diakonie.

„Unerhört!“ heißt ihr Thema

Entstanden sind die Andachten mit einer Länge von einer Minute und 30 Sekunden im Rahmen eines Hochschul-Projekts im Studiengang Religionspädagogik und Soziale Arbeit in Hannover. Rund ein halbes Jahr lang haben sich die angehenden Diakone immer wieder getroffen und mögliche Themen für ihre Andachten überlegt, sie haben an ihren Texten gefeilt und sogar ein Sprechtraining absolviert, bevor sie ins Aufnahme-Studio gegangen sind.

„Der Text soll erzählt und nicht abgelesen werden“, beschreibt NDR-Radiopastor Oliver Vorwald die Aufgabe. Er hat das Projekt in Zusammenarbeit mit Professor Frank Austermann, der an der Hochschule Praktische Theologie lehrt, initiiert. „Man muss gezielt betonen und an der Aussage arbeiten.“ Erst dadurch erhalte der Text seine einzigartige „Anmutung“, sagt Vorwald.

Ohne theologische „Krampfkurve“

Jaira Hoffmann hatte ursprünglich zwei Fassungen ihres Textes geschrieben. „Im Sprechtraining ist mir dann aufgefallen, was überzeugend rüberkommt und was künstlich wirkt“, beschreibt sie ihre Erfahrung. „Ich wollte keine theologische Krampfkurve.“ Jetzt sie stolz auf das Ergebnis. „Ich würde mich freuen, wenn künftig mehr Diakone im Radio zu hören wären“, sagt Jaira Hoffmann. Sie seien gut ausgebildet und keine „Hilfspastoren“. Hoffmann tritt demnächst eine Stelle in der Behindertenarbeit im Kirchenkreis Lüneburg an.

Es ist nicht die erste Radio-Kooperation mit der Hochschule. Seit drei Jahren macht es sich Oliver Vorwald zur Aufgabe, Studierende für die Verkündigungsarbeit im Radio zu begeistern. „Ich versuche, eine Leidenschaft zu wecken“, so Vorwald. Hörer seien die jungen Studierenden allemal, vor allem von Streaming-Diensten. Auch Podcasts hätten viele von ihnen abonniert, Sendungen zu bestimmten Themen.

Der Radiopastor sieht sein Engagement unter den angehenden Diakonen als Nachwuchsförderung. „Es sind starke Texte herausgekommen“, lobt der Radiopastor. „Wir brauchen junge Talente, die Texte fürs Radio schreiben und lebendig präsentieren können.“ Das eine oder andere Talent sei schon „aufgeploppt“, so Vorwald. Bis zu 800 000 Hörer erreiche die NDR-Radiokirche mit ihren Impulsen für den Alltag. Ob sie künftig alle den Tipp von Jaira Hoffmann beherzigen?

Die Andachten sind vom 2. bis 6. September ab etwa 9.50 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen zu hören. Am Freitag, 6. September, ist im Anschluss Gelegenheit für ein Gespräch mit Professor Frank Austermann.