Deutscher Pflegetag mit Rekordzahl an Teilnehmern

Für zwei Tage trifft sich die Pflegebranche zum Deutschen Pflegetag in Berlin. Mehr als 9.000 Teilnehmer haben sich angemeldet – ein Rekord. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Zahlen und Fakten zu Pflege in Deutschland.

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und steigt. Seit 2003 hat sich die Zahl mehr als verdoppelt von etwa zwei Millionen auf derzeit rund fünf Millionen Menschen. Bis 2055 dürften es wenigstens 6,8 Millionen Pflegebedürftige sein, bei einem weiteren Verständnis von Pflegebedürftigkeit bis hin zu 7,5 Millionen. Grund sind die Alterung der Gesellschaft, aber auch Reformen der Pflegeversicherung, die zu mehr Leistungsempfängern geführt haben.

Rund 1,7 Millionen Menschen. Die weite Mehrheit sind Pflegefachkräfte mit Examen. Etwa ein Drittel arbeitet als Pflegehelferinnen oder Pflegeassistenz. Die Pflegekräfte verteilen sich auf Kliniken und Krankenhäuser, die stationäre (Alten-)Pflege sowie die ambulante Pflege. Die restlichen Prozent verteilen sich auf private Haushalte, Arztpraxen und weitere Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens. Die Mehrzahl der zumeist weiblichen Pflegekräfte arbeitet in Teilzeit. Angesichts der steigenden Zahlen an Pflegebedürftigen fehlen laut Schätzungen in den kommenden 25 Jahren bis zu 690.000 Pflegekräfte.

Die Pflegebranche warnt seit Jahren vor einem wachsenden Fachkräftemangel und das noch vor der anstehenden Verrentungswelle. Hinzu kommt etwa für ambulante Pflegedienste die unsichere Liquidität, wodurch Hunderte Dienste seit 2023 schließen mussten. Pflegekräfte klagen über hohe körperliche Belastung und Personalmangel. Das führt zu zahlreichen Überstunden und schlecht kalkulierbaren Dienstplänen. In der Alten- und Krankenpflege ist beim Personal der Krankenstand überdurchschnittlich hoch. Im vergangenen Jahr waren es laut eine Auswertung der Techniker Krankenkasse 29,8 Tage pro Jahr – ein Rekordhoch, Tendenz steigend.

Experten setzen auf das Anwerben ausländischer Arbeitskräfte, Werbung für die Pflegeausbildung und Attraktivitätssteigerungen im Pflegeberuf. Ideal wäre, wenn Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken und Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren. Seit 2022 wird das Beschäftigungswachstum laut Bundesagentur für Arbeit ausschließlich von ausländischen Pflegekräften getragen. Bausteine zur Verbesserung der Lage sind das geplante Pflegekompetenzgesetz sowie das Gesetz zur Pflegeassistenz. Hinter beiden steht jedoch nach dem Ende der Regierungskoalition ein Fragezeichen. In seiner Ankündigung der Neuwahlen im März hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Pflege nicht als Gesetzvorhaben genannt, das keinen Aufschub duldet.

Eckpunkte für das Pflegekompetenzgesetz hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits vor einem Jahr präsentiert. Das Gesetzgebungsverfahren wurde dann jedoch auf den Herbst verschoben, ursprünglich hätte das Gesetz am Mittwoch im Kabinett verabschiedet werden sollen. Pflegefachkräfte sollen danach künftig – gemäß ihren Qualifikationen – in der Versorgung mehr Befugnisse erhalten. Hier gibt es jedoch Widerstand aus der Ärzteschaft. Die Pflegeassistenzausbildung war Anfang September im Kabinett verabschiedet worden. Hier geht es um eine bessere und einheitliche Qualifikation von Assistenzkräften. Die Bundestagsberatungen sind ausstehend.

2023 haben insgesamt 53.900 Personen eine Ausbildung zur Pflegefachperson begonnen. Das entsprach einem Plus von rund drei Prozent im Vorjahresvergleich. Grund hierfür ist, dass sich deutlich mehr Männer für den Beruf interessieren. Hier betrug der Anstieg im Vorjahresvergleich 12 Prozent. Weiterhin ist aber mit etwa 72 Prozent die Mehrheit der Azubis weiblich. 28 Prozent sind Männer. Darüber hinaus bieten 51 Hochschulen ein Studium der Pflegewissenschaften an.