Deutscher evangelischer Pfarrer in Russland festgenommen
Repressalien gegen Geistliche sind in Russland keine Seltenheit. Nun ist ein deutscher evangelischen Pfarrer aus St. Petersburg festgenommen worden. Was ihm droht.
Die russische Polizei hat einen aus Deutschland stammenden St. Petersburger Pfarrer festgenommen. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Justiz meldet, drohen dem evangelisch-lutherischen Geistlichen Michael Schwarzkopf die Ausweisung aus Russland und eine Geldbuße, weil er als Ausländer gegen Aufenthaltsbestimmungen verstoßen habe. Er soll für einige Zeit an einem Ort gewohnt haben, ohne sich dort offiziell angemeldet zu haben, hieß es in anderen Medienberichten.
Der 62-Jährige ist seit 2014 als Propst für die Gemeinden im Nordwesten Russlands verantwortlich. Laut der Gemeinde der St. Petersburger Petrikirche wurde er am Dienstag festgenommen. Sie schrieb auf der Online-Plattform VKontakte, eine offizielle Begründung habe sie bisher nicht erhalten. “Gemeinsam beten wir für eine gute Lösung der Situation”, endet die kurze Mitteilung.
Deutscher Pfarrer in Russland stammt aus Thüringen
Der in Thüringen geborene Pfarrer begann seinen Dienst in Russland 2013 an der Petrikirche. Sie liegt an St. Petersburgs Prachtstraße, dem Newski-Prospekt. Nur ein winziger Bruchteil der russischen Bevölkerung sind Lutheraner. Ihre Zahl wird im europäischen Teil Russlands auf etwa 15.000 geschätzt.
Der leitende Erzbischof der Kirche, Dietrich Brauer, war im März 2022 aufgrund staatlicher Repressionen mit seiner Familie aus Moskau nach Deutschland geflohen. Auch der damalige Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, verließ 2022 das Land. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde seien von Behörden unter Druck gesetzt worden, den Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen, erklärte er. Dem habe er sich widersetzt. Russische Gerichte verurteilten seit der Invasion russischer Truppen in der Ukraine im Februar 2022 mehrere orthodoxe Priester zu Geldbußen, weil sie den Krieg öffentlich kritisiert hatten.