Deutlich mehr Fälle von häuslicher Gewalt in Bremen

In Bremen sind die Fallzahlen im Bereich der häuslichen Gewalt und der Partnerschaftsgewalt im vergangenen Jahr stark gestiegen. Wie Frauensenatorin Claudia Bernhard (Linke) am Freitag unter Berufung auf die am selben Tag vorgestellte Polizeiliche Kriminalstatistik berichtete, wurden 2023 im Land Bremen 2.729 weibliche Personen als Opfer von häuslicher Gewalt registriert. Im Jahr davor waren es 2.043.

In der Stadtgemeinde Bremen stieg die Zahl der im Jahr 2023 registrierten Fälle von Partnerschaftsgewalt auf 1.937 (2022: 1.443) und die von innerfamiliärer Gewalt auf 782 (2022: 542). 2023 wurden im Land Bremen zudem 54 Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen beziehungsweise sexuelle Übergriffe auf Frauen im Kontext von Partnerschaftsgewalt (2022: 43) erfasst.

„Es ist erschreckend, dass wir in Bremen erneut einen Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt und Partnerschaftsgewalt verzeichnen“, sagte Bernhard. Bewegungen wie „#metoo“ hätten in den vergangenen Jahren einen wichtigen Beitrag geleistet, Frauen zu ermutigen, über Gewalterfahrungen zu sprechen und diese auch zur Anzeige zu bringen.

Die steigende Anzahl von Anzeigen könne auch als eine mögliche Folge dafür verstanden werden, dass das Hilfesystem die Betroffenen besser erreiche und die Beratungen dazu führten, dass mehr Frauen von ihrem Recht einer Anzeige Gebrauch machten. „Dennoch gehen wir leider immer noch von einer sehr hohen Dunkelziffer aus“, fügte Bernhard an.

Auch die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm wies darauf hin, dass die aktuelle Statistik nur die bei der Polizei angezeigten Fälle erfasse. Gerade im Bereich der häuslichen Gewalt sei das Dunkelfeld sehr groß: „Wir sehen hier also nur die Spitze des Eisberges. In der Realität müssen wir leider von noch deutlich mehr Fällen ausgehen.“ Laut einer Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamts würden nur etwa ein Prozent aller Sexualdelikte überhaupt angezeigt. Die Studie bestätige auch, dass mehr als 90 Prozent der Gewalt- und Sexualdelikte von Männern begangen würden.