Deutlich mehr ärztliche Behandlungen wegen Kokain-Konsums

Die Zahl der Menschen, die wegen Kokain-Missbrauchs ärztlich behandelt werden, hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdreifacht. Wie aus einer am Freitag veröffentlichten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr in Deutschland etwa 65.000 Kokain-Konsumenten medizinisch versorgt. 2013 seien es noch 19.700 gewesen. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die Daten berichtet.

Die leitende Medizinerin der Barmer-Krankenkasse, Ursula Marschall, sprach von einer alarmierenden Entwicklung. „Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen.“

Besonders betroffen sind der Untersuchung zufolge junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren. Sie machten im vergangenen Jahr 29.700 der Fälle aus. In der Gruppe der 40- bis 59-jährigen Männer wurden 18.100 Patienten verzeichnet. „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet“, sagte Marschall. Der vergleichsweise starke Konsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen.

Laut der Analyse gibt es deutliche regionale Unterschiede bei der Anzahl der Fälle. An erster Stelle stand im vergangenen Jahr demnach Nordrhein-Westfalen mit 15.280 Betroffenen, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760 und Berlin mit 7.230 Patienten. Die wenigsten Betroffenen gab es im Saarland mit 490, in Thüringen mit 810 und in Mecklenburg-Vorpommern mit 960.

Dabei gab es in allen Bundesländern im Zehnjahresvergleich teils enorme Zuwächse, wie es weiter hieß. In Sachsen haben sich die Patientenzahlen von 100 auf 980 beinahe verzehnfacht. Die geringste Steigerung lag in Hamburg mit einer Verdoppelung der Fallzahlen von 2.680 auf 5.500 vor.

Der Drogen-Beauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), sagte der „Bild“-Zeitung: „Wir beobachten seit Jahren einen Anstieg im Konsum und es scheint, als sei die Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Es müssten daher mehr Ressourcen in Prävention, Beratung, Schadensminimierung und Hilfe investiert werden.