Der Weg des Friedens

Gott ist nicht mit denen, die mit Gewalt ihre Ziele durchsetzen wollen, schreibt Pastor Tilman Baier. Er ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“ Aus Jeremia 23, 5-8
Sie hatten alles verloren, Heimat, Besitz, manche auch ihre Familien. Sie hatten auf Krieg gesetzt, der ihnen, so hatten sie gehofft, einstige Größe wiederbringen würde. „Gott mit uns“ hatten sie gerufen, auf Hebräisch: Immanuel. Warnende Stimmen galten ihnen als Verräter, die zum Schweigen gebracht werden mussten. Doch sie waren gescheitert. Nun saßen sie in der Fremde und träumten sich unter Tränen zurück.
2600 Jahre ist dieses Drama bereits her, das die Bibel vom Untergang des jüdischen Südreichs nach einem Krieg gegen das babylonische Großreich erzählt. Doch es ist, als ob die Menschheit seitdem nicht viel dazugelernt hätte. Immer wieder meinten Völker, mit Krieg Probleme lösen zu können, was meistens im Desaster endete. Es ist noch keine 100 Jahre her, da warf sich ein Großteil der Deutschen einer Clique von Hasadeuren in die Arme, weil die ihnen versprochen hatte, sie zu alter Größe, ja zur Weltherrschaft zu führen. Auch ihre Soldaten trugen, als sie den Weltenbrand entfachten, auf dem Koppelschloss den Ruf „Gott mit uns“. Dann kehrte die Feuerwalze des Krieges ins eigene Land zurück. Noch Jahrzehnte später träumten Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sich unter Tränen zurück in die verlorene Heimat. Nicht wenige verloren über der Frage „Wo ist denn Gott nun?“ ihren Glauben.
Das fragten auch die Überlebenden des Krieges gegen Babylon. Der Prophet Jeremia jedoch, der sie einst inständig im Namen Gottes vor dem Krieg gewarnt hatte, spricht ihnen nun Mut zu. Gott wird einen senden, der ihnen ihre Heimat wiedergibt – nicht einen Feldherrn, sondern einen Friedenskönig. Was Jeremia ihnen und uns zu sagen hat, ist einfach und doch so schwer zu verstehen: Gott ist nicht mit denen, die mit Gewalt ihre Ziele durchsetzen wollen. Gott ist mit uns, wenn wir versuchen, den Weg der Gewaltlosigkeit und des Friedens zu gehen. In Jesus, dem Christen auch den Titel Immanuel gegeben haben, hat Gott gezeigt, dass dies möglich ist.
Unser Autor
Pastor Tilman Baier
ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.