Der WDR wählt am Donnerstag einen neuen Intendanten

Beim Rennen um die Nachfolge von Tom Buhrow als WDR-Intendant gibt es keinen klaren Favoriten. Insider erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jörg Schönenborn, Katrin Vernau und Helge Fuhst.

Vor der am Donnerstag beim WDR angesetzten Intendanten-Wahl ist das Rennen völlig offen. Nach Informationen des KNA-Mediendienstes hat sich der Rundfunkrat der größten ARD-Anstalt bislang nicht auf einen der vier Kandidatinnen und Kandidaten festgelegt.

Neben WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn und WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau bewerben sich auch Helge Fuhst, “Tagesthemen”-Moderator und Zweiter Chefredakteur bei ARD aktuell in Hamburg, und ZDF-Washington-Korrespondent Elmar Theveßen um den Posten.

Erwartet wird ein harter Wettbewerb zwischen Schönenborn, Vernau und Fuhst. Theveßen, der als kompetenter Journalist und Nachrichtenmann gilt, werden dagegen kaum Chancen eingeräumt. Schönenborn ist als langjähriger WDR-Programmdirektor und Moderator von Wahlsendungen einem großen Publikum bekannt. Für ihn sprechen seine lange Erfahrung und Loyalität zum WDR, für den er sein gesamtes Arbeitsleben tätig ist. Zum Nachteil könnten sich sein Alter auswirken – der bald 60-Jährige stünde nur für eine sechs Jahre dauernde Amtszeit zur Verfügung. Außerdem erhält Schönenborn von den WDR-Mitarbeitenden höchst unterschiedliche Beliebtheitswerte.

Vernau wird allgemein große Sachkompetenz und Durchsetzungskraft bescheinigt. Ihre Bilanz als Interims-Chefin beim krisengeschüttelten RBB, den sie für ein Jahr nach der Absetzung von RBB-Intendantin Patricia Schlesinger bis zum Herbst 2023 führte, dürfte ebenfalls auf sie einzahlen. Nachteilig für Vernau könnte sich erweisen, dass sie, anders als ihre männlichen Konkurrenten, nicht als Gesicht vor der Kamera bekannt ist. Von einigen Rundfunkräten wird die 51-Jährige dem Vernehmen nach zudem als “zu spröde” beschrieben.

Fuhst ist mit 40 Jahren der jüngste Kandidat. Er gilt als schlagfertiger Journalist und Ziehsohn von Tom Buhrow, der ihn 2013 als Mitarbeiter in die WDR-Intendanz holte und ihm anschließend den Weg zum Ereigniskanal Phoenix ebnete. Hier war Fuhst vor seinem Wechsel zum NDR nach Hamburg bis 2019 Programmgeschäftsführer. Allerdings wird in einigen Kreisen des Rundfunkrats bezweifelt, dass Fuhst der Management-Aufgabe und allgemein den Herausforderungen beim WDR gewachsen ist.

Anders als bei früheren Intendanten-Wahlen spielen parteipolitische Gesichtspunkte diesmal nur eine untergeordnete Rolle. Fuhst, der seine Kandidatur erst knapp vor Bewerbungsschluss erklärt hatte, gilt als Kandidat von NRW-Medienminister und Staatskanzleichef Nathanael Liminski (CDU). Aber auch Schönenborn gilt als CDU-nah. SPD und Grüne haben sich dem Vernehmen nach nicht auf eine Kandidatin beziehungsweise einen Kandidaten festgelegt.

Die Wahl für die Nachfolge des zum Jahresende aus dem Amt scheidenden Tom Buhrow ist am Donnerstag unter Top 4 der Tagesordnung geplant. Ursprünglich wäre Buhrows Amtszeit noch bis Mitte 2025 gelaufen. Der 65-Jährige steht seit 2013 an der Spitze des WDR. Der 55-köpfige Rundfunkrat tagt zur Intendantenwahl nicht im WDR, sondern im Kölner Gürzenich, einer Festhalle aus dem 15. Jahrhundert, in der im Mittelalter Kaiser und Könige feierten und in der heute unter anderem Karnevalssitzungen stattfinden.