Predigttext am Ewigkeitssonntag: Matthäus 25,1–13
Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zu den Händlern und kauft für euch selbst. Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde.
Von Thilo Haak
Über dem Eingang des Krematoriums Berlin-Wilmersdorf steht der Satz: „Wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde!“, zitiert aus dem Evangelium für den Ewigkeitssonntag. Wie geht es Menschen, die an diesem Ort zu einer Beerdigung gehen?Manchmal deutet sich das Sterben langsam an, weil Alter, Krankheit oder Pflegebedürftigkeit eine Gewissheit davon aufkommen lassen, dass der ihnen liebe Menschen dem Tod viel näher ist als dem Leben. Manchmal kommt es ganz plötzlich, weil da ein Unfall war oder eine Erkrankung, die schneller war, als Gefühle folgen konnten.Für Menschen, die den Trauergottesdienst in Berlin-Wilmersdorf erleben, steht diese Zeit unter oben zitiertem Wort. Da tut sich ein Gegensatz auf zwischen diesem Wort, das Ungewissheit in sich trägt, und der Trauer, der ich ganz gewiss bin.Der kleine Satz steht in einer Geschichte von zehn jungen Frauen. Gemeinsam warten sie auf den Bräutigam. Er wird die Braut abholen. Die jungen Frauen sollen die beiden im Fackelzug geleiten. Wer kein brennendes Licht hat, kann nicht dabei sein. Doch einer fehlt noch: Der Bräutigam lässt sich Zeit. Da heißt es warten. Schläfrigkeit legt sich über alle.
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