Der Storch kam erst im Mittelalter nach Norddeutschland

Der bei vielen Menschen so beliebte Weißstorch hat sich einer Studie zufolge erst im Mittelalter in Norddeutschland niedergelassen. Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des Michael-Otto-Instituts im Naturschutzbund untersuchten jetzt erstmals die Verbreitung des Storchs in Europa seit der letzten Eiszeit anhand archäologischer Funde, wie die Uni am Mittwoch mitteilte. Dabei habe sich gezeigt, dass Norddeutschland mit seiner heute hohen Population erst vergleichsweise spät zum Storchenland wurde. Die Studie zeigt, dass der Weißstorch offenbar von menschengemachten Landschaftsveränderungen profitierte.

Für die Studie haben die Forscher bereits veröffentlichte Funde von Vogelknochen im Umfeld von prähistorischen oder frühgeschichtlichen Siedlungen ausgewertet. Demnach war der Weißstorch bis vor 1.500 Jahren nur im Süden und Westen Europas verbreitet, vor allem auf der iberischen Halbinsel, im Oberrheingebiet und auf dem südlichen Balkan. Die Verbreitung des Weißstorchs stimmte am Ende der Antike genau mit der Ausdehnung des Römischen Reiches überein.

Jenseits der Grenzen des Römischen Reiches fand der Weißstorch dagegen keine geeigneten Lebensräume. Die menschliche Bevölkerungsdichte war deutlich geringer. Es gab weniger offene Flächen, weil Landwirtschaft nicht so intensiv betrieben wurde. Erst vor etwa 1.000 Jahren erweiterte sich das Verbreitungsgebiet des Weißstorches rasant nach Nordosten. Das falle zeitlich mit dem mittelalterlichen Landesausbau zusammen, bei dem Wälder gerodet und neue landwirtschaftliche Nutzflächen angelegt wurden, hieß es.

Der Storch wurde schon im altägyptischen Pharaonenreich verehrt. Heute gilt er als Frühlingsbote, Glücks- und Kinderbringer. Er baut sein Nest häufig auf Schornsteinen, Dächern oder Kirchtürmen.