Der Sorbische Kirchentag in Schleife

Ein Rückblick auf den 77. Sorbischen Evangelischen Kirchentag am zweiten Juni-Wochenende.

Der Schleifer Projektchor unter Leitung von Gerald Schön sang in Schleifer Sorbisch den Choral „Pój wutroba, bydź wjesoła“ (Geh aus, mein Herz, und suche Freud)
Der Schleifer Projektchor unter Leitung von Gerald Schön sang in Schleifer Sorbisch den Choral „Pój wutroba, bydź wjesoła“ (Geh aus, mein Herz, und suche Freud)Andreas Kirschke

Schleife (Slepo). Die evangelischen Sorben sind ein Glaubensschatz der Lausitz. Sie sollten sich gemeinsam Gottes Wort sowie Gesang und Gebet in Muttersprache bewahren. Dies war die Botschaft des 77. Sorbischen Evangelischen Kirchentages am zweiten Juni-Wochenende in Schleife und in Rohne. „Gott sieht die Konflikte und Auseinandersetzungen unter uns Menschen, aber er sieht sie in Liebe. Sehende Liebe führt zur Hilfe“, unterstrich Jan Malink, Superintendent im Ruhestand, in seiner Predigt zur Bibelstelle 1 Mose 16, 1-13, im Gottesdienst.

Vielfältiges Programm

Ein Projektchor unter Leitung von Gerald Schön und das Vokalensemble Kólesko (Spinnrad) begleiteten musikalisch. Auf der Orgel musizierte Organist Jan Král. „2021 im Dezember durfte ich das Schleifer Christkind einsegnen“, sagte die Görlitzer Generalsuperintendentin Theresa Rinecker. Wie hier Brauchtum gelebt werde, sei „etwas Besonderes in unserer Landeskirche“. Die Landeskirche, erklärte Rinecker, fördere und schütze konsequent die sorbische Sprache. Dafür stehe ein eigener Beirat ein. Einmal jährlich gilt die Landeskollekte sorbischen Themen. Ebenso fördere die Landeskirche anteilig Personal für die sorbische Seelsorge und die sorbische Gemeindearbeit. Derzeit betrifft das Pfarrerin Katharina Köhler, Pfarrer Ingolf Kschenka (Niederlausitz) und Pfarrerin Jadwiga Malinkowa (Oberlausitz).

Am Sonntagnachmittag erfreute ein vielfältiges Programm auf dem Njepila-Hof in Rohne die Gäste. Die Gesangsgruppe Rowniske głosy (Rohner Stimmen) bot Volks-, Heimat- und Kirchenlieder in Schleifer Sorbisch dar. Die Kulturwissenschaftlerin Trudla Malinkowa informierte über die Geschichte des Sorbischen Friedhofs in Rohne. Manfred Hermasch (Sorbenstube) und Manfred Richter (Webstuhl-Räume) standen bei der Führung durch den Njepila-Hof Rede und Antwort.

Sorben aus drei Regionen

Lucian Kaulfürst, sorbischer Sprachmotivator, verdeutlichte die Verbreitung des Dudelsacks in Europa. Die promovierte Schriftstellerin und Dichterin Christiana Piniekowa, Leiterin der Arbeitsstelle für sorbische/wendische Bildungsentwicklung und Mitglied der Arbeitsgruppe wendischer Gottesdienst in Cottbus, las aus dem 1961 verfassten Gedicht „Trjebin, Slěpo, Miłoraz“ des sorbischen Lyrikers, Dramatikers und Übersetzers Kito Lorenc (1938–2017). Dieser beschrieb als Student die Schönheit der Heimat und der Sprache in der Schleifer Region. „Spannend war mitzuerleben, wie hier Sorben gleich aus drei Regionen Cottbus, Bautzen und Schleife zusammenkommen“, sagte Jan Rehor, Leiter der Oberschule Dr. Marja Grollmuß Schleife. Für ihn als sorbischen katholischen Muttersprachler aus Rosenthal war vor allem der Gottesdienst sehr bewegend.

Als besonders stärkend empfand Rehor die Begegnungen in Schleife und in Rohne. „Dieser Kirchentag war sehr lebendig, sehr intensiv und gut organisiert“, lautete Jan Malinks Fazit. Im kommenden Jahr findet der 78. Sorbische Evangelische Kirchentag in Kolkwitz bei Cottbus statt.