Der Sommer wird spirituell in Pommern

Beten oder pilgern, Achtsamkeit üben oder meditieren: Das alles steht beim „Spirituellen Sommer“ auf dem Programm. Die Veranstalter sind sich sicher: Der Wunsch nach Besinnung wird größer.

Twinlili / Pixelio

Jager / Groß Kiesow. Es sind nicht die Massen der Urlauber, doch immerhin: Jeder Fünfte sucht im Urlaub nach spirituellen Angeboten. Das zeigen Umfragen aus der Tourismusbranche. „Der Wunsch nach Stille, Besinnung und spiritueller Erfahrung innerhalb und außerhalb religiöser Gemeinschaften gewinnt immer mehr an Bedeutung“, sagt Sebastian Kühl, Sprecher des Pommerschen Kirchenkreises. Eben dem soll das neue Format „Spiritueller Sommer in Pommern“ gerecht werden.
Rund 20 Akteure oder Einrichtungen aus der Region haben sich unter dem Dach des Pommerschen Kirchenkreises und der Nordkirche vernetzt, um ihre Veranstaltungen oder kontinuierlichen Angebote zur inneren Einkehr gezielter bekannt zu machen. Dazu gehört etwa die nur 50 Mann fassende Kapelle im Dörfchen Jager bei Greifswald, die am Ostseeküsten-Wanderweg E9 liegt, mitten in idyllischer Landschaft. Seit mehreren Jahren wird sie von einer Ehrenamtlichen aus dem Ort von Mai bis September offen gehalten. Besucher können in dem Kirchlein zum Beispiel ihre Gebetsanliegen in eine Box werfen, ihre Gedanken in ein Buch schrei­ben oder einfach nur ausruhen. 

Auf dem Vaterunserweg

Auch der Vaterunserweg in Groß Kiesow gehört zum Netzwerk „Spiritueller Sommer“: 2011 gegründet, führt er auf 18 Kilometern durch Wälder und entlang an Feldern, vorbei an insgesamt sieben Findlingen, auf denen die zentralen Bitten des Vaterunsers stehen: als Einladung, im Gehen auf dem Weg über das berühmteste Gebet der Christen zu meditieren. 
Weitere Einrichtungen, die den Spirituellen Sommer in Pommern mit Leben füllen wollen, sind unter anderem das Bibelzentrum in Barth, das „Haus der Stille“ in Weitenhagen, die St. Johanniskirche in Lassan, der Dom St. Nikolai und die Bischofskanzlei in Greifswald – aber auch Häuser, die gar nicht dezidiert etwas mit Kirche zu tun haben. 
Nach Einschätzung von Ulrich Schmidt, zuständig für Kirche und Tourismus in der Nordkirche, könnte das neue Projekt Touristen besonders locken. „In der heutigen schnelllebigen Zeit bietet vor allem das Zeitfenster des Urlaubs Möglichkeiten für die Sinnsuche“, sagt er. Bis zu 66 Prozent aller deutschen Urlauber hätten in Umfragen erklärt, dass der Abstand zum Alltag, Entspannen und Kraftsammeln ihre Hauptmotive seien. „Hier bestehen Anknüpfungspunkte zu den Kernkompetenzen der Kirche“, sagt er. Ein ähnliches Projekt gibt es laut Schmidt auch schon in Südwestfalen im Norden. In den kommenden Jahren soll die Kooperation mit dem Tourismus-Bereich in Vorpommern ausgebaut werden. 
„Weitere Anbieter im Sinne des Projektes werden hinzukommen“, glaubt Schmidt. Und wird der Spirituelle Sommer in Pommern zum Erfolg, könnte er langfristig auch in anderen Teilen der Nordkirche laufen.