Der Schriftsteller Theodor Fontane starb vor 125 Jahren

Vor vier Jahren sorgte sein 200. Geburtstag für einen regelrechten Run – auf Ausstellungen und Stadtrundgänge, Sommpercamps und Lesungen. Nun jährt sich der Todestag des Schriftstellers Theodor Fontane zum 125. Mal.

Vor vier Jahren sorgte sein 200. Geburtstag für einen regelrechten Run – auf Ausstellungen, Stadtrundgänge und Lesungen. Am Mittwoch jährt sich der Todestag des Schriftstellers Theodor Fontane zum 125. Mal.

„Der Zauber liegt immer im Detail“, so lautet eines der vielen Bonmots, die Theodor Fontane geprägt hat. Um Details geht es auch im „Fontane Handbuch“, das im Frühjahr vorgestellt wurde: Wo überall hat der Schriftsteller gelebt? In welche Sprachen sind seine Werke übersetzt worden? Es ist der wenigen großen Publikationen, die in diesem Jahr zu Fontane erscheinen – kein Vergleich zum großen Jubiläumsjahr 2019, als sein 200. Geburtstag begangen wurde. Ihn mal wieder zu lesen, lohnt sich auch zum aktuellen Anlass: Vor 125 Jahren, am 20. September 1898, starb Fontane in Berlin.

Obwohl er erkrankt gewesen war, bezeichnete eine zeitgenössische Zeitung seinen Tod als „höchst unerwartet“, sei er am Vorabend doch „bei vollem Wohlsein“ zu Bett gegangen. Noch in seinem Todesjahr hatte er einen seiner bekanntesten Romane abgeschlossen, „Der Stechlin“.

Geboren am 30. Dezember 1819 im brandenburgischen Neuruppin als Sohn eines Apothekers, war Fontane auch selbst in diesem Beruf tätig. Allerdings nur für zwei Jahre: Ab 1849 entschloss er sich, als freier Schriftsteller zu leben. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten schuf er Romane und Erzählungen, die bis heute hoch geschätzt werden: „Vor dem Sturm“, „Grete Minde“, „Schach von Wuthenow“, später „Effi Briest“. Detaillierte Beschreibungen zeichnen Fontanes Werk aus, ein feiner Sinn für Ironie und nicht zuletzt unvergleichliche Wortschöpfungen.

Der „Betsaalkronleuchter“, die „Franzosenfreundlichkeit“ oder die „Kaffeekuchenpyramide“ – Begriffe wie diese gibt es heute auf Buttons, Einkaufsbeuteln oder Tassen. Vor vier Jahren war im RBB-Inforadio gar von einer „Fontane-Mania“ die Rede, und auch heute ist Fontane nach Worten des Germanisten Rolf Parr weiterhin aktuell – „auf ganz verschiedene Weise. Die ‚Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘ werden als eine Art Reiseführer genutzt; die Romane sind Schullektüre, die Fontane-Festspiele in Neuruppin ziehen ein großes Publikum an.“

Parr ist einer der Herausgeber des Fontane-Handbuchs, das laut Uni Duisburg-Essen „den aktuellen Wissensstand zum bedeutendsten Autor des deutschen Realismus“ bündelt. Auch Wissenschaftler fordere der Schriftsteller heraus, so Parr: „Man kann nicht allem trauen, was er schreibt – schon gar nicht, wenn es um ihn selbst geht. Da arbeitet er immer wieder mit doppeltem Boden. Die Fontane-Forschung geht also weiter.“

Ähnlich sieht es Rainer Falk vom Fontane-Archiv in Potsdam. Fontane sei ein sehr facettenreicher Autor: nicht nur Romancier, sondern auch Wanderer und Theaterkritiker. Zudem habe der Schriftsteller „miterlebt, wie sich die Moderne in den verschiedensten Bereichen Bahn brach. Er war ein Seismograph dieser Entwicklung“.

Ein literarischer Spiegel des Zeitgeistes war Fontane freilich nicht nur im Guten. Zu seinem 100. Todestag gab es neue Debatten, Anlass war die Schrift „Fontane und die Judenfrage“. Der Historiker Wolfgang Benz beschrieb ihn als Autor, „der die verbreiteten Feindbilder und Vorurteile teilt und transportiert, ohne als engagierter Antisemit in Erscheinung zu treten“. Der evangelisch-reformiert geprägte Blick Fontanes auf den Katholizismus wiederum war für das damalige Preußen ungewöhnlich offen. Und über die Kolonisationspolitik schrieb er einmal, sie sei „ein Blödsinn“.

Das literarische Erbe des Dichters bleibt lebendig – auf mitunter skurrile Weise. 2003 erhielt eine Fischart den wissenschaftlichen Namen „Coregonus fontanae“, zu deutsch: die Stechlin-Maräne, die ausschließlich im Großen Stechlinsee vorkommt.

Zu Lebzeiten setzte Fontane selbst manch kleinem Flecken Erde in seiner Heimatregion ein Denkmal. So machte er das havelländische Ribbeck weltbekannt mit seiner Ballade über den Gutsherrn, der seine Birnen an Kinder verschenkt. Laut Umfragen ist „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ eines der beliebtesten Gedichte der Deutschen. Der Birnbaum, der lange aus der Familiengruft derer von Ribbeck wuchs, wurde 1911 von einem Sturm umgeweht. Findige Touristiker sorgten dafür, dass es im Dorf heute wieder einen Birnbaum gibt.